Offener Brief zuM Verkehr bei Dietenbach

Zur Verkehrssituation im Dietenbach, zu der FL bereits eine Pressemitteilung veröffentlicht hat (siehe: https://freiburg-lebenswert.de/dietenbach-das-verkehrschaos-ist-vorprogrammiert/), hat die Fraktionsgemeinschaft FL/FF einen offenen Brief geschrieben. Die Herren Bartosch und Benz von der VAG haben kürzlich in einem Brief an die Aufsichtsratsmitglieder für einen neuen Stadtteil Dietenbach geworben. In unserer o. g. Pressemitteilung hatte Herr Toni Fritz, der maßgeblich für die Planung und Erschließung des Stadtteils Riesenfeld und des Gewerbegebiert Haid mitverantwortlich war, dagegen auf viele Mängel in der Verkehrsplanung für den neuen Stadtteil hingewiesen und ein Verkehrschaos prognostiziert.

Hier nun der offene Brief der Stadträte von FL/FF:

Sehr geehrter Herr Bartosch, sehr geehrter Herr Benz,

mit Datum vom 14.1.2019 haben Sie in einem Brief an die Aufsichtsratsmitglieder der VAG für einen neuen Stadtteil Dietenbach geworben. Dabei haben Sie für die Dietenbach-Zukunft einen 6-Minuten-Takt der Straßenbahn angekündigt und äußern, dass Sie nicht nachvollziehen können, dass man dann die Rieselfeldallee nicht mehr überqueren können soll. Dabei haben Sie offensichtlich Rieselfeldallee und Besanconallee verwechselt. Um letztere geht es nämlich.

Sinn der Westrandstraße, zu der die Besanconallee gehört, war es ursprünglich, den Verkehr nahezu kreuzungsfrei um Freiburg herumzuleiten. Daher wurde bei der Planung von Rieselfeld zunächst eine Straßenbahnbrücke, die über die Besanconallee vom Rieselfeld nach Weingarten führen sollte, vorgesehen. Diese wurde aber aus Kostengründen nicht realisiert. Aber bereits heute ist die Kreuzung Besanconallee / Opfinger Straße durch den zunehmenden Autoverkehr und die nun dort ebenfalls kreuzende Straßenbahn völlig überlastet. Durch einen kürzeren Takt und überlange Straßenbahnen wird sich die Situation weiter verschärfen. Zumal die Taktverkürzung für beide Richtungen gelten muss, sich also eine Verkürzung des Taktes doppelt auswirkt.

Hinzu kommt der geplante Dietenbach-Kreisel auf der Besanconallee, der einen Großteil des Dietenbach-Verkehrs aufnehmen soll. Staus und Verkehrs-chaos auf der Besanconallee sind damit vorprogrammiert. Einzig die ehemals geplante Straßenbahnbrücke könnte etwas Abhilfe schaffen, deren Kosten von rund 15 Mio. € man dann aber der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) Dietenbach zuschlagen müsste, was die Kosten des Stadtteils weiter verteuern würde.

Sie vergleichen die zu erwartende Situation mit der bei der Stadtbahn Zähringen. Dieser Vergleich ist nun besonders heikel, weil man genau dort beispielsweise an der Johanniterstraße oder an der Wölflinstraße zum Überqueren der Habsburgerstraße in aller Regel viel Zeit einkalkulieren muss. Wir schätzen nach unseren Beobachtungen, dass man an diesen beiden Einmündungen wegen kreuzender Straßenbahnen ca. jedes dritte Mal etwa zwei (!) Minuten auf Ampelgrün warten muss. Und zwei Minuten an einer Ampel sind eine lange Zeit!

Angestrebt werden sollten eigentlich 40 Sekunden Maximalwartezeit, weil ab dann die Rotlichtsünden zumindest von Fußgängern und Radfahrern massiv zunehmen. Wenn aber bereits der relativ geringe Querverkehr an der Habsburgerstraße lange Wartezeiten in Kauf nehmen muss, um wieviel brisanter ist dann die zu erwartende Situation an der Opfinger Kreuzung mit ihrer sehr hohen Kfz-Verkehrsbelastung, wo die Straßenbahn die vierspurige Besanconallee kreuzt (die Abbiegespuren noch gar nicht eingerechnet). Das kann nach unserer Ansicht nicht funktionieren.

Weiter wird von Ihnen ausgeführt, dass sie einen Anschluss durch einen Brückenschlag über Zubringer Mitte und Dreisam an die Stadtbahnlinie 1 ablehnen. Grund sei zum einen, dass eine Aufsplittung einmal Richtung Landwasser und einmal Richtung Dietenbach nicht wünschenswert sei. Ein nachvollziehbares Argument. Ein zweiter Grund sei aber, dass die Linie 1 bereits heute im 6-Minuten-Takt, in der Frühspitze im 2- bis 3-Minuten-Takt fährt und nicht noch mehr Fahrgäste verkraftet. Das ist nun eine äußerst seltsame Argumentation. Bei ca. 7.000 bzw. 2.500 Einwohnern – und damit potentiellen Fahrgästen – aus Landwasser und Lehen verträgt die Linie 1 keine weitere Fahrgastzunahme von potentiell 15.000 Dietenbach Fahrgästen, da – völlig korrekt festgestellt – die Linie 1 bereits heute mit Fahrgästen überlastet ist. Aber für die Linie 5 mit 10.000 bzw. 11.000 potentiellen Fahrgästen aus Rieselfeld und Weingarten stellen die 15.000 möglichen zusätzlichen Fahrgäste aus Dietenbach kein Problem dar?

Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass selbst von der VAG-Vorstandsetage die Probleme des geplanten Stadtteils Dietenbach mit allen Mitteln schöngeredet werden sollen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Wolf-Dieter Winkler (Fraktionsvorsitzender)
Gerlinde Schrempp (stellvertr. Fraktionsvorsitzende)