Entsiegelung soll Freiburg klimafit machen
Unter dem Titel „Mehr Grün, weniger Beton“ wurde in der BZ am 17.11.2022 ein Interview mit Freiburgs Klimaanpassungsmanagerin Verena Hilgers veröffentlicht, welche die Dach- und Fassadenbegrünung für eine der effizientesten und flächensparendsten Maßnahmen für die Schaffung von kühlenden Grünflächen hält. Die Stadt gehe jedoch vermehrt auch andere Themen an, so z. B. Sonnensegel auf Spielplätzen, Verschattung durch Baumpflanzungen oder auch neue Trinkwasserstellen.
Auch die Entsiegelung von asphaltierten oder betonierten Flächen sei enorm wichtig, allerdings bestünden lediglich viele kleinflächige Entsiegelungspotenziale, so Verena Hilgers. Vor allem Sperrflächen an Kreuzungen kämen in Betracht. Als großräumigeres Entsiegelungsprojekt biete sich vor allem die Komturstraße an, wo es künftig keine Straßenbahntrasse mehr geben wird.
Mit dem neuen für 2024 geplanten Projekt „kühlende Erholungsräume“ soll die Situation in der Stadt weiter verbessert werden.
Freiburg Lebenswert hat immer wieder die Wichtigkeit dieses Themas hervorgehoben, insbesondere bei in dieser Hinsicht vollkommen irrsinnigen Projekten wie z. B. dem Platz der alten Synagoge und unterstützt die von der Klimaanpassungsmanagerin genannten Maßnahmen.
Dabei kann allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass mit diesen Maßnahmen lediglich die Folgen und eben nicht die Ursachen für die Aufheizung der Stadt bekämpft werden. Mehr Grün, weniger Beton – das läuft in Freiburg leider seit Jahren andersrum. Ein Beispiel: Der Stühlinger ist dicht bebaut und damit klimatisch ein Hotspot. In Kleineschholz sollen jedoch 500 neue Wohnungen entstehen, wofür die kühlenden Kleingärten beseitigt werden. Dies wirkt sich nicht nur negativ auf das Stadtklima aus, sondern auch auf die Biodiversität. Gleiches passiert im Obergrün. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Freiburg Lebenswert hat in letzter Zeit häufig die umweltschädlichen Auswirkungen des uferlosen Bauens thematisiert. Solange jedoch der Bausektor, der für die Erhitzung der Städte und dazu noch für 40 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist, so vorangetrieben wird wie in Freiburg, wird sich nichts ändern und wir werden auch in Zukunft immer wieder die Finger in diese Wunde legen.
Der Erhalt von Grünflächen bringt mehr und kostet nichts!
Übrigens: Nicht nur Freiburg verfehlt seine Klimaziele, auch der Bund wird seine selbstgesteckten Klimaziele für 2030 vermutlich verfehlen. Vor allem zwei Ministerien hinken hinterher: Verkehr und Bauen. Das dürfte nicht weiter verwundern.
Siehe auch: Beitrag von FL aus dem Jahr 2014, „Irrsinnige Neugestaltung„