Stadt beteiligt sich an KI-Projekt „Intelligence for Cities“ – gleichzeitig fallen für Bauprojekte wieder reihenweise Bäume
Das Jahr 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen,jeder Monat zwischen Juni und Dezember hat neue Temperaturrekorde aufgestellt. Doch dieser Rekord ist bereits überholt, denn der Sommer 2024 war der heißeste Sommer aller Zeiten. Das teilte der Copernicus-Klimawandeldienst der Europäischen Union mit. Auch in Freiburg sind die Zeichen des Klimawandels unübersehbar. Die Stadt hat sich nun an dem Forschungsvorhaben KI und Klimaanpassung „Intelligence for Cities“ beteiligt. Damit soll festgestellt werden, in welchen Bereichen Freiburg besonders betroffen ist, „um die für Freiburg sinnvollsten und wichtigsten Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel umzusetzen“, so Verena Hilgers von der Stadt Freiburg in einem Interview mit der BZ am 13.8.2024.
Bereits 2019 wurden 14 Hitzespots in der Stadt ausgemacht. Maßnahmen seien bereits umgesetzt worden, so Hilgers. Gegen zunehmende Starkregenfälle helfen z. B. Versickerungsmulden, die neben Straßen oder Grundstücken angelegt werden.
So sinnvoll diese Maßnahmen auch sind, so sehr gehen diverse städtebauliche Entwicklungen immer noch in die falsche Richtung. Wirksame Klimaanpassung kann kaum funktionieren, wenn die Baupolitik weiterhin davon ausgenommen wird.
Beispiele aus jüngster Vergangenheit: In der Elsässerstraße wurden 12 stattliche Bäume für ein Bauprojekt gefällt. Eine Anfrage von FL wurde von Baubürgermeister Haag dahingehend beantwortet, dass Bauschutz vor Baumschutz stehe. Oder die zwei hundertjährige Linden in der Längenhardstraße in Herdern, die durch ein Bauprojekt in akuter Gefahr sind. „Die Stadt wird daher in ihrer Entscheidung Auflagen erteilen mit Zielsetzung, beide Bäume zu erhalten. Wahrscheinlich wird ein Erhalt des oberen Baumes jedoch nicht möglich sein. Aufgrund der bestehenden Rechtslage…, ist gegebenenfalls der Verlust der oberen Linde hinzunehmen“, so wiederum Baubürgermeister Haag an FL.
Es ist (bedauerlicherweise) korrekt, dass die Rechtslage Baurecht vor Baumschutz stellt und aufgrund bundesrechtlicher Vorgaben auch nicht einfach von der Stadt geändert werden kann. Das Achselzucken seitens der Stadt und deren Haltung, Hauptsache Wohnungen werden gebaut, auch wenn der eine oder andere Baum fällt, ist jedoch besorgniserregend. Bedenklich ist auch, dass in allen Bereichen der Politik nach wie vor so getan wird, als könne das erhabene Ziel des Wohnungsbaus den Klimawandel außer Kraft setzen und die größten Klimatreiber – Bau und Verkehr – ungehindert in einem „weiter so“ verharren dürfen. Im Fall der Längenhardstraße kommt erschwerend hinzu, dass wie so oft nur hochpreisiger Wohnraum entsteht und bei Verwirklichung des Bauprojekts die letzte Frischluftschneise Richtung Habsburger Straße zubetoniert würde.
Eigentlich bedarf es keiner KI, um in Freiburg die Hitzespots auszumachen. Wer an heißen Sommertagen über den Platz der alten Synagoge läuft oder mit dem Fahrrad die weiträumig asphaltierte Kreuzung Basler/Merzhauser Straße entlangfährt, wird in einer Straße mit altem Baumbestand aufatmen. Wer die Auswirkungen der letzten Starkregenfälle gesehen hat (erinnert sei vor allem an den 24.8.2023 in der Wiehre), dem wurde anschaulich die Folgen einer immer weiteren Versiegelung aufgezeigt. Auch dürfte uns allen ohne KI klar sein, dass dort, wo vermehrt ältere Menschen leben, besonders stark auf Kühlung geachtet werden muss. Wenn die KI aber tatsächlich bei den Verantwortlichen zu einem Umdenken führt, dann wäre sie ihr Geld wert.