Im Spätsommer fallen reife Früchte, im Herbst die Blätter…

…und im Februar fallen in Freiburg die Bäume.

Der letzte Rest der stattlichen Rotbuche. Gedenklichter wurden aufgestellt (Foto: K. U. Müller).

Es war keine gute Woche für die Natur in der Green City. Nach dem abgelehnten Eilantrag des VGH Mannheim, Baumfällungen in der Dietenbach-Aue zu verhindern, war die Freude bei der Stadtverwaltung und der Mehrheit im Gemeinderat groß. Die Entscheidung in der Hauptsache steht zwar noch aus, für den artenreichen Wald kommt der VGH-Beschluss jedoch für immer zu spät. Gefällt wurde auch die stattliche Rotbuche in der Sonnenstraße, nur um einen völlig unnötigen Tiefgaragenbau zu ermöglichen. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, wurden an der Eschholzstraße sechs alte Nussbäume gefällt. Diese mussten tatsächlich Parkplätzen weichen!

Alles kein Problem, den Nussbäumen wäre laut einem Baumgutachten ohnehin nur eine „relativ kurze Reststandzeit“ beschieden gewesen und außerdem sollen ja Mitte des Jahres 13 neue Bäume „vor Ort“ gepflanzt werden. Auch für die Rotbuche in der Sonnenstraße werden neue Bäume gepflanzt, somit alles im „grünen“ Bereich.

Eben nicht. Es ist eben nicht egal, wo die Bäume stehen. Ersatzpflanzungen außerhalb bringen dem Stadtklima nichts. Alte Bäume sind ohnehin für die Artenvielfalt unersetzlich. Außerdem sind sie bereits tief verwurzelt und nehmen damit auch an heißen Tagen gut Wasser auf. In den Folgejahren wird es bei fortschreitendem Klimawandel immer schwieriger werden, junge Bäume ausreichend zu bewässern und überhaupt zum Anwachsen zu bringen. Green City damit mitten im grauen Bereich.

Sämtliche alte Nussbäume wurden an der Eschholzstraße gefällt. Dort sollen Parkplätze entstehen (Foto: K. U. Müller).

Freiburg Lebenswert sieht die jüngste Entwicklung mit großer Sorge. Auch der Gegenwind, der in den letzten Tagen den Bau-Skeptikern, vor allem den Dietenbach-Gegnern seitens der Stadt, der Mehrheit im Gemeinderat und auch seitens der lokalen Presse (s. u.) entgegenschlug, ist besorgniserregend. Offenbar scheint die Meinung vorzuherrschen, die Schaffung von Wohnraum (mit allen Mitteln) würde sich nicht auf den Klimawandel und das Artensterben auswirken.

Wenigstens ist nach § 39 Abs. 5 BNatSchG die Fällung von Bäumen in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September aus Gründen des Vogelschutzes grundsätzlich nicht erlaubt. Die Flut an Fällungen wird ab März also etwas abflauen. Dürfen wir uns auf den Oktober „freuen“?

Siehe auch die Kommentare in der BZ zu Dietenbach vom 23.2.2022:

Der Dietenbach-Bürgerentscheid 2019 war eindeutig – doch es gibt immer noch Gegner.

Die Argumente der Dietenbach-Gegner sind nicht überzeugender geworden.

Dietenbach-Wald im Februar 2022 (Foto: K. U. Müller).