Gesamtkonzept bezahlbar Wohnen 2030

Am 21.10.2025 hat FL-Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler folgende Rede zum Gesamtkontept bezahlbar wohnen 2030 (Drucksache G-25/130) gehalten:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!

Freiburg hat in den letzten 10 Jahren rund 10.000 Wohnungen gebaut. Und trotzdem fehlen laut GEWOS (Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung) bis 2040 weitere 15.000 Wohnungen. Das wären weit mehr als alle momentan geplanten oder in der Umsetzung befindlichen Baugebiete vorsehen – einschließlich Dietenbach und Zinklern. Zu dieser Prognose kann ich nur mantraartig wiederholen, Freiburg wird es nie schaffen, ausreichend Wohnraum für Freiburger Wohnungssuchende bereitzustellen, wenn man gleichzeitig allen Zuzugswünschen nachkommen will. Wir bauen und deshalb kommen die Leute. Und wir verlieren damit jedes Jahr viele Hektar landwirtschaftliche und naturnahe Flächen zugunsten des Wohnungsbaus. Ich bin langsam wirklich ratlos und auch wütend, wie ein Gemeinderat und eine Stadtverwaltung bei ihren Entscheidungen so konsequent das Weltgeschehen ignorieren können. Die Weltwetterorganisation warnte dieser Tage davor, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre immer schneller steigt. Auch die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) weisen auf diesen rasanten Anstieg hin. „Bereits um das Jahr 2050 könnte die Erwärmung sogar drei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erreichen“, schreiben DPG und DMG. In bestimmten Regionen „könnten erstmals Situationen auftreten, in denen die Kombination aus hoher Luftfeuchtigkeit und extrem hohen Temperaturen ein Überleben im Freien unmöglich macht!“ Hinzu kommen die Warnungen der Geheimdienste. „Wir dürfen uns nicht zurücklehnen und denken, ein russischer Angriff kommt frühestens 2029. Wir stehen schon jetzt im Feuer“, sagt der neue Präsident des BND (Bundesnachrichtendienst), Martin Jäger. Diese und andere Szenarien lassen nur einen Schluss zu: Wir müssen aufhören unsere landwirtschaftlichen Flächen zu bebauen, wodurch wir den Klimawandel verschärfen und uns in Krisenzeiten unserer Versorgung mit regionalen Lebensmitteln berauben. Und da ist der mal getroffene Hinweis der Stadträtin Polášek, wir müssen nur alle Vegetarier werden, dann hätten wir genügend Lebensmittel, in einer Region, wo es, außer kleinen wie dem Baldenwegerhof und der Metzgerei Reichenbach, so gut wie keine Fleischerzeuger gibt, schon sehr skurril. Ich hoffe mal, dass Frau Polášek den Pudding für ihre Messeraktion auf dem Stühlinger Kirchplatz nicht mit Kuhmilch, sondern mit Soja- oder Mandelmilch angerührt hat.

Da Herr Sumbert (Fraktionsvorsitzender Grüne) in seiner Rede mal wieder eine Breitseite auf die Dietenbachgegner abfeuerte, wobei er natürlich vor allem mich im Visier hatte, folgender Hinweis auf ein Interview der Zeitschrift „Netzwerk Südbaden“ in der momentanen Oktoberausgabe. Da waren als Interviewpartner neben Baubürgermeister Haag auch der Prokurist der Fa. Unmüssig, Bernd Rösch, zu Dietenbach befragt worden. Herr Rösch äußerte sich folgendermaßen: „Um Blockrandbebauung mit vier- bis fünfgeschossigen Häusern zu realisieren, braucht es Kapitalanleger, die eine sichere Rendite erwarten. Da wird es schwierig, in der Vermietung unter zwanzig Euro pro Quadratmeter zu bleiben.“ Und diese zwanzig Euro pro Quadratmeter, Herr Sumbert, gehen direkt in den Mietspiegel ein. D. h. die Miete wird wegen (!) Dietenbach für alle Mieter in Freiburg teurer und keinesfalls, wie Sie behaupten, billiger. Gegen Dietenbach zu sein, ist also nicht nur aus vielen ökologischen Gründen wie Artenschwund und Klimawandel und aus Gründen der Versorgungssicherheit mit regionalen Lebensmitteln, sondern auch aus sozialen Gründen eine durchaus verantwortungsbewusste Entscheidung! Vielleicht sollten mal die Dietenbachbefürworter ihre nur vordergründig sozialen Entscheidungen bezüglich ihrer realen sozialen Auswirkungen überdenken.

Nachverdichtung mit sündhaft teurem Wohnraum in der Wiehre. Ein Haus steht komplett leer, im anderen Haus sind drei Wohnungen verkauft. Zwei wurden von gut betuchten auswärtigen Unternehmerfamilien als Zweitwohnsitz gekauft. Kommt man jedem Zuzugswunsch nach, verschwindet am Ende alles Grün und auch der Charakter der jeweiligen Quartiere geht mit derart schlechter Architektur verloren (Foto: P. Vogt).