Für Haupt- und Werkrealschule am Tuniberg

Rede von Gerlinde Schrempp zu TOP 1 der Sitzung des Gemeinderates am 14.2.17 zu Thema: Auflösung Haupt- und Werkrealschule am Standort Tunibergschule (Drucksache G-17/011)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

die Fraktion Freiburg Lebenswert/Für Freiburg wird geschlossen gegen den Beschlussantrag Auflösung der Haupt- und Werkrealschule am Tuniberg stimmen.

Die Tuniberggemeinden sind – wie viele andere Schulstandorte auch – die Leidtragenden der Schulpolitik im Land Baden-Württemberg. Ich habe irgendwann aufgegeben, die Schulreformen zu zählen, die ich in meiner über 40 jährigen Lehrertätigkeit mitmachen musste. Der große Wurf ließ und lässt aber nach wie vor auf sich warten. Als pensionierte Lehrerin kann ich mir solche Aussagen erlauben, Lehrkräfte im Dienst können dies nicht, wie Sie das alle erleben konnten.

Stadträtin Gerlinde Schrempp (FL)

Die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung hat dazu geführt, dass  scheinbar kein  Bedarf an einer weiterführenden Schule am Tuniberg mehr besteht. Das hätte jeder Lehrer voraussagen können. Nahezu alle Eltern sind davon überzeugt, dass ihre Kinder ins Gymnasium gehören, egal in welchem Entwicklungsstand diese Kinder sich befinden. Schüler, bei denen es zunächst so aussieht, als wären sie nicht geeignet, Gymnasium oder Realschule zu schaffen, werden zurückgeschickt auf die Schulen, die die Eltern unbedingt vermeiden wollten. Ich hatte jedes Jahr eine sehr große Anzahl solcher Schüler, die diese Laufbahn machen mussten, dann aber bereits in der 7., spätestens 8. Klasse durchgestartet sind und sowohl Realschulabschluss, viele auch Abitur oder Fachhochschulreife erlangt haben. Spätzünder nennt man diese Schüler. Die Schulverwaltung kennt diese Zahlen, die Kultusbürokratie in Stuttgart wird sie auch kennen, zieht daraus aber keine Konsequenzen. Nein, es viel einfacher, Zahlen dieser Rückläufer, Neuentwicklungen wie Flüchtlingskinder oder einfach Wachstum der Gemeinden zu ignorieren und Schulen zu schließen. Dafür schickt man 10-jährige Kinder aus ländlicher Region in große Stadtschulen, nimmt mehr als einstündige  Schulanfahrtswege in Kauf. Am Tuniberg werden Schulräume leer stehen, während in den angeführten Stadtschulen sehr große Klassen entstehen, die absolut nicht geeignet sind, die nötige intensive schulische vor allem aber persönliche Begleitung für diese Schüler zu gewährleisten.

Es muss das Ziel der Stadt Freiburg sein, die Werkrealschule in Opfingen aufrecht zu erhalten, zunächst kurzfristig mit einer jahrgangsübergreifenden Klasse, bis die eindeutige Entwicklung einer Sekundarstufe I abzusehen ist. So revolutionäre Ideen wie eine Orientierungsstufe umzusetzen, ist von der Schulverwaltung ja nicht zu erwarten, egal wie erfolgreich das in anderen Bundesländern oder Nachbarländern/Schweiz praktiziert wird.

Wenn der gesamte Gemeinderat der Stadt Freiburg die Schließung der Tunibergschule ablehnt, wird es für die Schulministerin nicht ganz so einfach sein, sich einfach nur auf bestehende Gesetze zu berufen. Es  geht um das Wohl der Kinder.

Gerlinde Schrempp