Zustimmung für Klimaschutzkonzepte

Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL)
Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL)

Dokumentieren möchten wir hier die Rede von Stadtrat Wolf-Dieter Winkler (Freiburg Lebenswert), die er für die Fraktionsgemeinschaft FL/FF im Gemeinderat am 26.7.2016 zum Thema „Klimaschutzkonzept“ gehalten hat:

„Bereits im nichtöffentlichen Teil des Hauptausschusses habe ich Sie, Frau Bürgermeisterin Stuchlik, gelobt. Gelobt dafür – und das wiederhole ich heute gerne nochmal in öffentlicher Sitzung -, dass Sie die Vorlage zum Klimaschutzkonzept haben überarbeiten lassen, um das von mir im Umweltausschuss angesprochene Wasserrad an der Fehrenbach-Gewerbe-Schule noch in diese Vorlage aufzunehmen. Vielen Dank!

Zum Wasserrad:

Gleich nach seiner Inbetriebnahme im Jahr 2003 stellte sich heraus, dass der vorhandene geschlossene Kanal des Gewerbebaches bei voller Anstauhöhe und damit bei erhöhtem Wasserdruck nicht vollständig dicht ist. Die entweichende Wassermenge ist wohl an sich gering und unerheblich, läuft aber in einen ebenfalls undichten Kanal einer Fernheizung der Universität. Nach vergeblichen Abdichtungs-Versuchen scheint nur eine Gesamtsanierung, insbesondere der Bodensohle des Kanals, Erfolg zu versprechen. Diese Maßnahme sollte bereits beim Bachabschlag im Oktober 2005 durchgeführt werden, also bereits vor 11 Jahren. Passiert ist in diesen 11 Jahren nichts, das Rad gammelt seit dieser Zeit vor sich hin. Üblicherweise dauert ein Bachabschlag 2 Wochen, dieses Jahr zum letzten Mal wegen der Sanierung des Rotteckrings dreimal solang, nämlich 6 Wochen. Insbesondere dieses lange Zeitfenster war Grund für mich, den Vorschlag zu machen, die Undichtigkeiten des Gewerbekanals noch dieses Jahr endlich anzugehen. Denn zu deren Beseitigung sind auch mehrere Wochen zu veranschlagen, der übliche zweiwöchige Bachabschlag reicht dazu sicher nicht aus. Und jeder verlängerte Bachabschlag führt nicht nur zu Mindereinnahmen der Wasserkraftwerksbetreiber, sondern auch zu weniger regenerativ erzeugtem Strom. Gerade der Strom aus Wasserkraft ist aber für die Energieversorgungsunternehmen, die EVUs, als besonders wertvoll zu bezeichnen, da er viel leichter planbar ist. Denn anders als bei der Photovoltaik, wo aufziehende Wolken, oder bei der Windkraft, wo eine Windflaute von jetzt auf gleich die Stromerzeugung drosseln können, finden bei der Wasserkraft Veränderungen der Wassermenge viel langsamer statt und sind daher von den EVUs leichter auszuregeln. Insofern ist es schon seltsam, dass man über viele Jahre darauf verzichtet hat, die von dem Rad zu erwarteten 45.000 kWh pro Jahr zu nutzen. Immerhin entspricht diese Strommenge etwa dem Jahresbedarf von 15 – 20 Familien. Ein Problem, das sicher auch zu dem scheinbaren Desinteresse geführt hat, ist die Lärmbelästigung, die von einem solchen Rad ausgeht. Im vorliegenden Fall sind die Leidtragenden die Gewerbeschulen. Insofern ist es gut für die Akzeptanz, dass mit der Abdichtung des Kanals und der Überholung des Rades auch gleich dessen Einhausung vorgenommen wird, um den Lärm zu minimieren. Soweit zum Wasserrad.

Zur Fernwärmeversorgung:

Ohne näher darauf eingehen zu wollen, begrüßen wir den Anschluss der östlichen Gartenstadt an die Fernwärmeversorgung der Staudinger-Schule, was bei diesen Bestandsgebäuden weit mehr Sinn macht als bei den Neubauten von Gutleutmatten. Ebenso sinnvoll ist es, strom- und wärmeerzeugende BHKWs mit Wärmespeichern anstelle von reinen Heizungsanlagen einzusetzen, wo immer es wirtschaftlich sinnvoll ist, was man bei der Lameystraße und den Pestalozzischulen klar bejahen kann.

Zur Photovoltaik:

Irritiert bin ich allerdings bei den beantragten Geldausgaben im Bereich der Photovoltaik. So soll bei der dachintegrierten PV-Anlage der Pestalozzi-Schulen eine projektbezogene Kostenermittlung durchgeführt werden, die wiederum selbst mit hohen Kosten verbunden ist. Meine Damen und Herren, eine schriftliche Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, durchaus mit mehreren variablen Randbedingungen wie z.B. mit oder ohne Speicher oder mit verschiedenen Speichergrößen, usw. ist Aufgabe des anbietenden Ingenieurbüros oder Handwerksbetriebs und nicht Aufgabe des Kunden. Hinzu kommt, dass dachintegrierte PV-Anlagen Stand der Technik sind und keiner Pilotanlage bedürfen.

Dasselbe gilt für die Photovoltaik-Kampagne. Jedes PV-Unternehmen kann doch einzelfallbezogen anhand der Verbrauchsdaten eines interessierten Kunden, anhand der potentiellen PV-Flächen, der Einspeisevergütung und dem vom Kunden zur Verfügung gestellten Platz für einen Speicher schnell die Kosten und damit den Preis der erzeugten Solar-kWh errechnen. Dafür gibt es Computerprogramme. Und das PV-Unternehmen wird dies natürlich konservativ tun, um nicht vom Kunden, wenn es denn den Auftrag erhält, wegen möglicher Mindererlöse in Regress genommen zu werden.

Der einzige Vorteil, den ich in einer solchen Kampagne sehen kann, ist der, dass man auch an PV uninteressierte Bürger direkt ansprechen und sie mit ersten groben Daten zum Bau einer PV-Anlage ermutigen kann. Aber dazu brauche ich keine teure Studie. Diese Informationen können Sie von jedem im PV-Bereich tätigen Unternehmen oder im Internet kostenlos erhalten. Außerdem hat die Stadt doch schon mal vor ein paar Jahren über Google die Dachflächen ermittelt, die sinnvoll mit PV zu belegen wären. Damit haben Sie doch schon mal die wichtigsten Informationen in Ihren Akten. Was also soll diese Studie? Auch mit Ihrer Studie wird bei einer Auftragsvergabe das ausführende Unternehmen dem Kunden eine Wirtschaftlichkeitsprognose anhand der Vorort-Gegebenheiten erstellen, auf Fördermöglichkeiten und eventuelle rechtliche Probleme hinweisen. Das gehört heute zum Kundenservice einfach dazu.

Aber wenn Sie der Meinung sind, dass Sie dazu eine Studie brauchen, dann machen Sie halt in Gottes Namen eine Studie. Der Zweck, nämlich einen weiteren kleinen Baustein zur Vermeidung eines katastrophalen Klimakollapses zu setzen, heiligt in dem Fall die Mittel. Denn eines ist klar: Jede regenerativ vor Ort erzeugte und auch speicherbare kWh bringt uns zum Einen der Energiewende näher und zum Anderen verhindert es unsinnige Großprojekte wie Überlandleitungen, die Windstrom aus dem Norden Deutschlands in den Süden transportieren sollen. Oder gigantomanische Speicherseen wie Atdorf, die eine ganze Gegend verhunzen werden. Strom muss in einem künftigen Energiemix kleinteilig vor Ort erzeugt werden. Dazu gehört beispielsweise auch, dass, wie von mir im Aufsichtsrat gefordert, die Stadtbau auf ihren Häusern in Haslach Photovoltaik installieren lässt. Und dazu gehört, dass der SC Freiburg, so denn alle ausstehenden Genehmigungen erteilt sind, ein Solardach für sein Stadion bekommt, ein Dach, bei dem die Solarmodule das Dach darstellen, wie es in unserer diesbezüglichen Anfrage formuliert ist.

Langer Rede kurzer Sinn: Wir werden dieser Vorlage zustimmen.

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