Experten warnen vor der Immobilienblase

Bauwahn vor der Immobilienblase: Spekulationsobjekte HotelOne und Luxusstudentenwohnheim Fizz (Foto: M. Managò)
Bauwahn vor der Immobilienblase: Spekulationsobjekte HotelOne und Luxusstudentenwohnheim Fizz (Foto: M. Managò)

Unter der Überschrift „Im Beton-Wahn“ warnen Wirtschafts- und Immobilien-Experten im SPIEGEL (44/2016 vom 29.10.2016) vor einer Immobilienblase – weltweit, aber vor allem auch in deutschen Städten.  Niedrige Zinsen und dadurch aufgetürmte Schulden würde wie eine Droge wirken. „Sie lösen nicht das Problem – sie sind das Problem.“ Dieses Problem sei, so der Berliner Ökonom Daniel Stelter, nicht – wie viele meinen – kleiner, sondern größer geworden. Der Immobilienboom erfasst bekanntermaßen nicht nur Metropolen wie Berlin und München, sondern „auch die deutsche Provinz“ mit Orten wie Erfurt, Weimar, Kassel – und in besonderer Weise eben leider auch Freiburg.

„Noch mag der Wohnraumbedarf in den Mittelstädten wachsen, doch der Aufschwung ist trügerisch. Er speist sich vielfach nur durch Zuzügler“, so der SPIEGEL. Die Experten stellen dabei fest, was Freiburg Lebenswert schon lange sagt, was in der Stadtpolitik und Bauwirtschaft aber sonst niemand hören will:

„Der demographische Wandel wird auf dem deutschen Immobilienmarkt tiefe Spuren hinterlassen, diese Perspektive blenden Investoren allerdings meist aus. Laut Prognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung steigt die Zahl der Haushalte in den kommenden Jahren kaum noch an – ab 2025 geht es bergab. Weniger Einwohner bedeuten weniger Wohnungsbedarf, mithin sinkende Kaufpreise und fallende Mieten.“

Zugebaute Stadt: Hier in der Elsässer Straße.
Zugebaute Stadt: Hier in der Elsässer Straße (Foto: M. Managò)

Vielerorts habe der Immobilienmarkt das Gleichgewicht bereits verloren. Analysten und Experten der Berliner Beratungsfirma Empirica beobachten schon seit längerer Zeit, dass die Wohnungspreise schneller steigen als die Mieten. Dies sei ein typisches Indiz für spekulative Übertreibungen. In 209 von 402 Städten und Landkreisen würden Preise und Mieten bereits deutlich auseinander driften. Das Phänomen kann man auch in Freiburg beobachten. Die Gefahr einer Immobilienblase ist laut Empirica „noch lange nicht gebannt.“ Sie bestehe in gleichem Maße auch für Hotels, Gewerbe- oder Handelsflächen.

In Freiburg werden derzeit zahlreiche große Hotels (am Siegesdenkmal und auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs) sowie große Gewerbeflächen (in der Heinrich-von-Stephan-Straße und ebenfalls auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs) gebaut oder geplant (z.B. in der Bismarckallee). Vom geplanten neuen Stadtviertel Dietenbach ganz zu schweigen, das überhaupt erst begonnen würde, wenn laut Prognose der Experten der Bedarf bereits einbrechen wird.

Ein Monstrum in Beton für Investoren aus aller Welt: Die Westarkaden
Ein Monstrum in Beton für Investoren aus aller Welt: Die Westarkaden (Foto: U. Glaubitz)

Irgendwann, so die Experten, werde die Luft entweichen, die Schulden aber würden bleiben. Dies wäre zu verkraften, „wenn das Geld in produktive Projekte geflossen wäre: in Forschung und Entwicklung, in Schulen und Ausbildung oder in den Ausbau der Infrastruktur.“ Das wären dann „gewissermaßen nützliche Schulden“, die den Wohlstand steigern und die Zukunft sichern würden. „Stattdessen“, so die Experten, „investieren die Anleger in Beton“. Damit würden sie das Kapital „denkbar unproduktiv einsetzen“ und die Banken würden sie dabei noch unterstützen.

Das Problem sei jedoch, dass die Spekulations- und Immobilienblase „erst zweifelsfrei zu identifizieren“ sei, wenn sie schon geplatzt ist. Die Politik könne dann gar nicht mehr reagieren und täte es auch jetzt, angesichts der ersten Anzeichen, nicht oder bereits zu spät.

So leider auch in Freiburg: OB Salomon und Baubürgermeister Haag predigen im Verbund mit den Grünen, der CDU und den Freien Wählern im Gemeinderat ein „weiter so“ beim „Bauen auf Teufel komm raus“. Salomon wünscht sich – entgegen den Warnungen der Experten –  „noch mehr Unmüßigs“, die die Stadt mit Großprojekten zubauen sollen, während Deutschland im „Beton-Wahn“ und „in Schulden versinkt“, wie der SPIEGEL schreibt, und „der Häuserboom zur Gefahr für die Konjunktur wird .“ Ganz zu schweigen von dem Schaden für die Natur, das Stadtklima und das Wohlbefinden in unseren Städten.

Siehe auch:  https://freiburg-lebenswert.de/stadtteil-dietenbach-ist-nicht-notwendig/

Und:  https://freiburg-lebenswert.de/stoppt-den-neubauwahn/

Sowie in unserem Programm den Beitrag zum „Wachstumswahn“, in dem wir schon 2014 die heutige Entwicklung vorausgesagt haben, die nun von den Experten bestätigt wurde:  https://freiburg-lebenswert.de/unser-programm/wohnungspolitik/

Der Bauwahn in Freiburg verdeckt nicht nur das Münster, sondern ignoriert auch die Gefahren einer Immobilienblase (Foto: U. Glaubitz)
Der Bauwahn in Freiburg verdeckt nicht nur das Münster, sondern ignoriert auch die Gefahren einer Immobilienblase (Foto: U. Glaubitz)
Spekulationsobjekte: Kalt und leblos sind die Büromeilen an den Bahnhofsachsen unserer Städte (Foto: M. Managò).
Spekulationsobjekte: Kalt und leblos sind die Büromeilen an den Bahnhofsachsen unserer Städte (Foto: M. Managò).