Dokumentarfilmer Dieter Wieland wird 85

Wie kein anderer hat sich Dieter Wieland für den Erhalt von Kunst, Kultur und von Naturschönheiten in Deutschland engagiert. Er war einer der ersten, der Umweltzerstörung und die Verödung von Dörfern und Städten anprangerte. Am 16.3.2022 wird Dieter Wieland 85 Jahre alt.

Bekannt wurde er durch die Dokumentarfilmreihe Topographie, die ab 1972 im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurde. Wieland thematisierte in seinen Filmbeiträgen vor allem die Zerstörung der Natur, die Zersiedelung der Landschaft oder die Unwirtlichkeit der Städte und Dörfer. Dabei zeigte er in leicht melancholisch klingender, durchaus drastischer, gleichzeitig aber brillanter Sprache, schonungslos die Fehlentwicklungen an Kultur und Natur auf.

Auch heute gilt: Unser Dorf soll hässlich werden (Foto: K. U. Müller).

Herausragend ist sein 1975 erschienener Beitrag „Unser Dorf soll hässlich werden“, wobei der Titel in Anspielung an den seit 1961 bestehenden bundesweiten Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ gewählt wurde (Mit diesem Wettbewerb ehrt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bürgerschaftliches Engagement für positive Entwicklungen im ländlichen Raum, wurde 1997 in „Unser Dorf hat Zukunft“ umbenannt). Gemäß dem Zeitgeist der 70er-Jahre wurden Dörfer seinerzeit mit Hochdruck modernisiert, etliche Kulturgüter gingen verloren, viele Dörfer und Städte verloren vollkommen ihr Gesicht. Ein weiterer Filmbeitrag „Typisch deutsch – das saubere Dorf“ aus dem Jahr 1989 geht ebenfalls in diese Richtung. Gezeigt wird die Sterilität deutscher Dörfer durch Neubauten und übertriebener Ordnung und Sauberkeit.

Ebenfalls bemerkenswert ist der Beitrag „Grün kaputt“ aus dem Jahr 1983. Dabei geht es neben der Zerstörung des Altmühltals und der Flurbereinigung auch um die in der Regel fade Gestaltung von Privatgärten vor allem mit den damals modischen Koniferen.

Heute modische Gartenumfriedung (Foto: K. U. Müller).
Das Ratsstüble – nur noch Geschichte (Foto: K. U. Müller).

Wieland ging es keineswegs darum, alles Neue zu verteufeln. So stellte er in der Filmreihe „Die große Kunst, ein kleines Haus zu bauen“ immer wieder positive Beispiele moderner Häuser vor. Wieland kritisierte vor allem das (seiner Meinung nach) Unpassende, etwa wenn ein wohlgestalteter Altbau einem nichtssagenden Neubau weichen musste. Oder die maschinengerechte Gestaltung der Landschaft im Rahmen der Flurbereinigung („Das Land wird hergerichtet, abgerichtet, hingerichtet“), wobei viele Strukturen und damit viel wertvolle Natur wie z. B. Hecken gedankenlos geopfert wurden, die einmal mit Bedacht und einem bestimmten Nutzen angelegt wurden. Bestechend sein Blick für Details, stimmige wie unstimmige, wie etwa in Filmbeiträgen wie „Der Jodlerstil“, „der Hausbaum“, oder „Heckenlandschaften“.  

 

Die alte Villa passte perfekt in die Umgebung. 2017 abgerissen und durch einen einfallslosen Neubau ersetzt (Foto: K. U. Müller).
Thuja- und Kirschlorbeerhecke, davor Schotter. Ökologisch wertlos (Foto: K. U. Müller).

Hat sich viel geändert? Nein. In rasender Geschwindigkeit wird das Land weiter zubetoniert mit Neubaugebieten, die an Ödnis kaum zu überbieten sind. Die Gartengestaltung passt sich i. d. R. nahtlos der gesichtslosen Architektur an. Das Artensterben schreitet unaufhaltsam in Deutschland voran. Der Denkmalschutz spielt eine untergeordnete Rolle. Kaum ein Land trennt sich so sehr von seiner Kultur und Geschichte, in Freiburg mussten und müssen wir dies leider immer wieder erfahren. Insofern haben Dieter Wielands Dokumentarfilme nichts von ihrer Aktualität verloren.    

Fader Neubau in der Wiehre (Foto: K. U. Müller).
Detailreiche und wohlgestaltete Fassade in der Turnseestraße (Foto: K. U. Müller).