Die Reste der Synagoge sichtbar erhalten

Pressemitteilung vom 06. Okt. 2016

Die 1938 zerstörte Synagoge von Freiburg (Foto: Unbekannt - www.jgm-net.de)
Die 1938 zerstörte Synagoge von Freiburg (Foto: Unbekannt – www.jgm-net.de)

Der Bericht in der Badischen Zeitung vom 04.10.2016 über die Funde des „Fundament-Mauerwerks“ der 1938 niedergebrannten und zerstörten Synagoge hat eine Diskussion darüber ausgelöst, was mit den Funden geschehen soll. Dass die Funde völlig „überraschend und unerwartet“ zu Tage traten verwundert uns etwas, da die Synagoge schließlich genau an dieser Stelle stand und es dort noch keine gravierende Eingriffe in die Tiefe gegeben hatte.

Wir plädieren nachdrücklich dafür, die auf dem gleichnamigen „Platz der Synagoge“ gefundenen Fundamente, auch wenn es sich „nur noch“ um Mauerreste handelt, nicht zuzuschütten oder abzutragen, sondern sichtbar zu erhalten. Immerhin haben die Mauern eine große historische Bedeutung, die in den geplanten Brunnen integriert werden könnten und sollten.

Da der Brunnen den Grundriss der Synagoge wiedergeben wird, könnten die Mauern auf dem Boden oder am Rand des Brunnens durch eine wasserdichte Glasplatte oder unter einer Glaskuppel und mit LED-Lampen beleuchtet sichtbar gemacht werden. Beispiele in Berlin (Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung auf dem Bebelplatz im Zentrum Berlins), in Konstanz auf dem Münsterplatz oder anderswo zeigen, dass dies unproblematisch zu realisieren ist.

Dies gebietet unserer Meinung nach nicht nur der Respekt vor dem, während der Nazi-Diktatur zerstörten Gebäude. Der Erhalt und das Sichtbarmachen der Mauerreste ist gerade in der heutigen Zeit ein „Gebot der Stunde“ und ist eine gute Möglichkeit, vor allem bei Jüngeren ein Bewusstsein für einen wesentlichen Teil der Geschichte unserer Stadt zu entwickeln. Die sichtbaren Mauern mahnen – viel stärker als der Brunnen allein – heutige und zukünftige Generationen in Freiburg, sich für eine demokratische und tolerante Gesellschaft einzusetzen.

Michael Managò  (Pressesprecher)
Freiburg Lebenswert e.V.
E-Mail: presse@freiburg-lebenswert.de

Postkarte der Synagoge von Freiburg, um 1900 (Foto: Unbekannt - www.alt-freiburg.de)
Postkarte der Synagoge von Freiburg, um 1900 (Foto: Unbekannt – www.alt-freiburg.de)

Die Synagoge war 1870 von Architekt G. J. Schneider erbaut worden, der auch das Colombischlösschen entworfen hat. Sie befand sich neben dem heutigen KG1 der Universität. Am heutigen „Platz der alten Synagoge“ erinnerte lange ein Gedenkstein an das Gebäude, das in der Reichspogromnacht 1938 von den Freiburger Nazis zerstört wurde.  Auch dieser Gedenkstein sollte nicht verloren gehen, sondern wieder aufgestellt werden.

Weitere Bilder siehe unter:
http://www.alemannia-judaica.de/freiburg_synagoge_a.htm