Denkmalensemble Knopfhäuslesiedlung

Zum Thema Knopfhäusle (Drucksache G-20/011) hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 4. Februar 2020 im Gemeinderat folgende Rede gehalten:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren!

Mit Schreiben an die Stadtverwaltung vom 27. September 2019 habe ich den Vorschlag zum Bau von Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Kopfhäusle-Siedlung gemacht und dies in der Gemeinderatssitzung vom 1. Oktober 2019 nochmals explizit dargelegt. Ich will hierauf nochmals eingehen. Die Häuser stehen unter Denkmalschutz. Und es ist klar, dass diese Tatsache wesentliche Veränderungen an den Gebäuden eigentlich ausschließt, insbesondere was das äußere Erscheinungsbild betrifft.

Aber nochmal: angesichts des Klimawandels ist nun ein dringender, schneller Umbau der Energieversorgung hin zu regenerativen Energieträgern überfällig, wenn die ehrgeizigen Zielmarken Freiburgs hin zur Klimaneutralität bis spätestens zum Jahr 2050 eingehalten werden sollen. Es ist für mich daher nicht nur unbefriedigend, sondern inakzeptabel, wenn in der Vorlage lapidar gesagt wird, dass die Installation einer Photovoltaikanlage aus Gründen des Denkmalschutzes nicht möglich ist.

Und ich muss mich schon wundern, wie die Stadt und die Denkmalbehörden die Kriterien des Denkmalschutzes schon sehr eigenwillig auslegen. Ich will mal die Denkmäler Knopfhäuslesiedlung und das Denkmalensemble um das Dreikönigshaus einander gegenüber stellen. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf den Brief der Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild vom 3. November 2019. Das östliche Gebäude des Dreikönigshauses wurde zuerst unbewohnbar gemacht, indem die Sanitär- und Heizungsanlagen zerstört wurden, um eine Besetzung zu verhindern. Und nun wurde es vor einigen Wochen in einer Art Nacht- und Nebelaktion abgerissen und ist nun für immer verloren, was selbst im Stadtplanungsamt wütende Reaktionen hervorrief. Schließlich ist die Realisierung des Stadttunnels in weiter Ferne, wie die gestrige Pressemitteilung des „forum dreisamufer“, die sich auf Aussagen des Regierungspräsidiums bezieht, eindrücklich belegt. Man hätte also das Gebäude noch für lange Zeit preisgünstig vermieten können – vor allem angesichts der Wohnungsknappheit an bezahlbarem Wohnraum.

Und im Gegensatz dazu steht der Bau einer Photovoltaik-Aufdachanlage auf der Knopfhäuslesiedlung. Diese beeinträchtigt zwar dieses Denkmal in seinem Erscheinungsbild. Allerdings nur marginal und nur temporär. Schafft es die Stadt beispielsweise bis zum Jahr 2050 CO2-frei zu werden, wäre dies ein geeigneter Zeitpunkt, um die Photovoltaik-Anlage innerhalb weniger Tage wieder abzubauen und den ursprünglichen Zustand des Denkmals wiederherzustellen.

Es macht mich wütend, wenn auf der einen Seite stadtbildprägende, erhaltenswerte Häuser mit bezahlbarem Wohnraum unwiederbringlich zerstört werden und auf der anderen Seite keinerlei Entgegenkommen gezeigt wird und eine die Denkmaleigenschaft kaum tangierende, temporäre Lösung in Basta-Manier verhindert wird. Das ist für alle, die sich um das Klima sorgen, ein Schlag ins Gesicht. Ich appelliere daher nochmals an die Dezernenten und die beteiligten Behörden, hier eine Lösung zur Installation von Photovoltaik zu finden, die dem überzuordnenden Ziel Klimaschutz gerecht wird.

Photovoltaik und Denkmalschutz müssen sich nicht in jedem Fall gegeseitig ausschließen!