Bildungskonzept Weingarten

Am 28.1.2025 hat FL-Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler folgende Rede zum Bildungskonzept Weingarten (Drucksache G25/051) gehalten:

Als FL/FF (Freiburg Lebenswert / Für Freiburg) 2014 als Fraktionsgemeinschaft vierköpfig in den Gemeinderat einzog, war eines unserer ersten Anliegen die sozial- und bildungspolitische Situation in Weingarten. Wie konnte es sein, dass trotz aller Anstrengungen Weingarten bezüglich Bildung einen hinteren Platz, bezüglich Arbeitslosigkeit und Anzahl der Hartz4-Empfänger einen Spitzenplatz einnahm? Und heute haben wir immer noch dieselben Probleme wie vor über 10 Jahren, die ja auch schon in den Jahren vor 2014 eklatant waren. Nun also ein neuer Anlauf, um die Situation zum Besseren zu wenden.

Der in Weingarten vorgetragene Wunsch einer weiterführenden Schule vor Ort kann es meines Erachtens nicht sein. Ich habe auch 7 Jahre lang von Landwasser aus das 4km Luftlinie entfernte Kepler-Gymnasium in Herdern besucht. Lange Schulwege können kein unüberwindlicher Hinderungsgrund für eine gute Schulkarriere sein. Nein, ein Problem ist die mangelnde Unterstützung durch das Elternhaus. Wenn die Eltern bildungsfern sind oder der deutschen Sprache nicht mächtig, wie soll ein Kind eine vernünftige Startchance bekommen? Die meisten Kinder sind nicht in der Lage, aus eigenem Antrieb den für sie erfolgreichen Lebensweg einzuschlagen. Insofern stellt die Druckvorlage völlig richtig fest, dass die Unterstützung der Familie essentiell ist, um für ein Kind Chancengleichheit herzustellen und soziale Teilhabe zu ermöglichen. Was auch viel zu kurz kommt, ist neben dem Lernen die sportliche Betätigung in Kita und Grundschule. Viele Eltern haben das verstanden. Nicht umsonst hat die Sportgrundschule der FT (Freiburger Turnerschaft) so gigantische Anmeldezahlen, dass ein Großteil der Kinder abgelehnt werden muss. Sportkita und Sportgrundschule sollten eigentlich das Normal der Bildungseinrichtungen sein, denn sportliche Betätigung unterstützt das Lernen.

Und es sollte neben der Schule Möglichkeiten geben, das vermittelte Schulwissen, wie auch in der Vorlage gefordert, durch freiwillige Nachhilfestunden zu vertiefen. Ich kam als Sextaner (Fünftklässler) eine zeitlang in den Genuss solcher Nachhilfestunden, die ich liebte, weil mir diese studentischen Hilfskräfte endlich das Wissen vermittelten, das in unserer Klasse mit 44 Kindern nicht rüberkam. Zu meiner großen Enttäuschung wurde diese Lernfördergruppe nach kurzer Zeit wieder gestrichen, vermutlich wegen Geldmangels. Wir können es uns nicht leisten, dass Kinder frustriert abgehängt werden und ihnen ein problembehafteter Lebensweg aufgezwungen wird. Das ist bei unserem Fachkräftemangel auch gesellschaftlich nicht akzeptabel. Insofern ist die Intention dieser Vorlage richtig, die allerdings schon wegen des Betrages von 39.000 € und einer Beschränkung auf Weingarten nur ein erster kleiner Schritt sein kann.

Weingarten ist bildungspolitisch abgehängt