Bebauungsplan muss nachgearbeitet werden
Folgende Rede hat Stadträtin Gerlinde Schrempp (FL) am 9. Juli 2019 im Gemeinderat zum Thema Bebauungsplan mit örtlichen Bauvorschriften „Elsässer Straße/Obere/Untere Lachen“ (speziell: Billigung des Planentwurfes für die förmliche Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung; Zustimmung zu den Inhalten des städtebaulichen Vertrages; Drucksache G-19/102) gehalten:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,
es ist eine gute Entscheidung, eine große Baumaßnahme mit vielen
Wohnungen einschließlich einer Tiefgarage an der Elsässer Straße zu entwickeln.
Dass mehr als 50% der geplanten Wohnungen im geförderten Mietwohnungsbau
geplant sind, begrüßen wir natürlich ebenfalls sehr. Auch das Vorhaben der
Dachbegrünung wird von uns absolut unterstützt, solche Maßnahmen fordert unsere
Fraktion schon immer.
Trotz zu erwartender künftiger höherer Grundwasserstände vertrauen wir
darauf, dass bei der Ausführung der Untergeschosse eine angemessene
Wasserabdichtung erfolgen wird.

Allerdings können wir die Hauptkritikpunkte der Stellungnahmen, vor allem
der anwohnenden Bürger und des Bürgervereins absolut nachvollziehen. Dass von
17 Trägern öffentlicher Belange
lediglich acht keine Einwände und Bedenken vorgebracht haben, gibt schon
zu denken.
Immer wieder wird in den Begründungen der Verwaltung vorgebracht, dass
man sich an den Neubauten des Carl-Sieder-Hofes orientiert. Aber dort gibt es
nur eine viergeschossige Bauweise. Die Einwände richten sich im Wesentlichen
gegen die Höhe der geplanten Bebauung und das hat gute Gründe:
- Die Verschattung der hinterliegenden
Häuser durch das Neubauvorhaben ist gravierend. Wenn teilweise ab 14 Uhr, oder
auch erst ab 15 Uhr die Bewohner dort keine Sonne mehr erreicht, ist das
unseres Erachtens eben nicht verträglich. Das ist die Freizeit, die die
Menschen in ihren Gärten, auf Balkonen
und Terrassen verbringen. Was mir zu diesem Punkt in der Beschlussvorlage fehlt,
ist eine Berechnung, wie es mit der Verschattung bei einem Stockwerk weniger
aussieht. - Die Belüftung im Stadtteil Mooswald
ist ein weiteres wichtiges Thema. Wieder möchte ich auf den Carl-Sieder-Hof zurückkommen.
Ich kann mich gut erinnern, dass eine der Begründungen, dass eine ausreichende
Belüftung für jenes Bauvorhaben vorhanden ist, der Flugplatz mit seinem
Kältesee war. Wie wir alle wissen, ist die Belüftungsart durch die
verschiedensten Baumaßnahmen nicht mehr vorhanden. Gerade im jetzt zur
Diskussion stehenden Bauvorhaben, nämlich im nördlichsten Bereich des
Stadtteiles, steht die Luft. Wer sich zu
diesem Bauvorhaben wirklich informieren wollte, hatte in den letzten Wochen
reichlich Gelegenheit. - Die Bürger im Stadtteil Mooswald sind
offen für eine Nachverdichtung, obwohl die Einwohnerzahl um ca. 25% gestiegen
ist – man vergleiche hierzu doch einmal die Zahlen der anderen, vor allem
östlichen Stadtteile. Was ein großes Problem für den Stadtteil darstellt, ist
die Verkehrssituation an der Elsässer Straße. Die derzeitige Parksituation ist
mehr als angespannt und die Einmündung der Straße „Obere Lachen“ ist bereits
heute am Rande der Belastbarkeit. Natürlich ist die Planung einer Tiefgarage
notwendig und zu begrüßen.
Aber bei einem Stellplatzschlüssel von 0,6 Parkplätzen pro Wohnung wird sich
die Parknot heftig verstärken, auf andere Straßen kann nicht oder kaum
ausgewichen werden, da diese Straßen meist ohne Gehweg angelegt sind. Man kann
sich viel wünschen, wie es mit dem Autoverkehr weitergeht, die Realität ist
meist eine andere. Es ist absolut zu begrüßen, dass die Bauherrin Regiokarten
anbietet, wenn auf ein eigenes Auto verzichtet wird. Aber wie wollen Sie das
kontrollieren? Wie viele Autos von Auszubildenden oder Studenten sind auf die
Eltern in anderen Stadtteilen oder Städten
angemeldet. Ich kenne das aus eigener Erfahrung und viele von Ihnen
sicher auch. - Die Umwandlung des Siedlungsgebietes
von einem reinen Wohngebiet zu einem allgemeinen Wohngebiet, ist aus unserer
Sicht der künftigen Lärmsituation geschuldet. Bei einer solchen Umwandlung wäre
die Möglichkeit einer Erhöhung der Dezibelbelastung gegeben. Das ist eine sehr
durchsichtige Sache. Dass die Verwaltung mit passivem Lärmschutz dagegen halten
will, ist nicht vertretbar. Schallschutzfenster sind keine Lösung, sie bedeuten
eine Käfighaltung für Menschen.
Eine letzte Bemerkung: Bei einem Neubauvorhaben in der Wirthstraße im
benachbarten Stadtteil Landwasser soll ein großes Bauvorhaben verwirklicht
werden. Hier sollen bei weitem mehr Wohnungen entstehen, als bei dem hier
diskutierten Vorhaben an der Elsässer Straße. In einer Bürgerversammlung haben
sich Herr Dormeier vom Bürgerverein und auch ich als teilnehmende Stadträtin
verwundert gezeigt, dass man hier nur vierstöckig plant, obwohl die
unmittelbare Umgebung 10-12- und sogar 17 Stöcker vorweist. Auf unsere
Nachfragen und Einwände, warum hier nicht höher gebaut wird, wurde uns von
Seiten der Verwaltung geantwortet, dass die derzeitige moderne
Architekturliteratur von höheren Gebäuden absieht und nur noch vierstöckig gebaut
werden soll.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, in Landwasser, wo im Plangebiet
Wirthstraße nur sehr hohe Gebäude stehen und somit eine höhere Bebauung und
damit auch sehr viel mehr Wohnraum geschaffen werden könnte, wo Bürgerverein
und Bürger keine Einwände vorbringen, weil es keine Verschattungs- oder
Verkehrsprobleme gibt, plant man vierstöckig. Im Gebiet Mooswald kämpft man um
ein weiteres Stockwerk und missachtet die Wünsche der Anwohner.
Der vorliegenden Beschlussvorlage können wir so nicht zustimmen, hier muss nachgearbeitet werden. Vielen Dank!
