Bebauung in der Sternwaldstraße unter massiver Verletzung von Anwohnerrechten

Zaun und Bepflanzung auf Nachbargrundstück von Baufirma entfernt. Anwohner werden bedroht.

Der denkmalgeschützte Eingang steht den Baufahzeugen im Weg (Foto: K. U. Müller).

Nachdem bereits im Februar 2021 unter Polizeiaufgebot sämtliche alte Bäume im rückwärtigen Bereich zwischen Sternwald- und Nägeleseestraße abgeholzt wurden, wurde nun mit dem Bau zweier Wohnhäuser begonnen. Das Bauvorhaben war nicht einfach zu realisieren, fehlte es schlichtweg an einem ausreichend großen Zugang zu den Gärten zwischen den Häuserreihen. Erfolgreich hatten die Anwohner dem Investor das Leben so schwer wie nur möglich gemacht. Ein Wegerecht an der Sternwaldstraße 9 sicherte dem Investor jedoch das Durchkommen mit kleinen Baumaschinen. Dazu muss allerdings der denkmalgeschützte Eingangsbereich an dem Haus Nr. 9 abgebrochen werden.

Der Bagger parkt auf dem Nachbargrundstück (Foto: P. Vogt).

Leider genügte dieser Durchgang immer noch nicht, so dass die Baufirma gleich den kompletten Zaun, wie auch die zur Nr. 11 gehörende Bepflanzung plattmachte. Anwohner, welche die Bauarbeiter auf deren rechtswidriges Verhalten hinwiesen, wurden kurzerhand mit Eisenstangen und Steinen bedroht. Auch wurde uns von einem älteren Ehepaar berichtet, das aus Angst vor aggressiven Bauarbeitern die Wohnung nicht mehr verlässt. Dem nicht genug, parkt ein Bagger komplett auf dem Nachbargrundstück.

Der Zugang vorher (Foto: P. Vogt).

Freiburg Lebenswert verurteilt aufs Schärfste das Vorgehen des Investors wie auch der beauftragten Baufirma. Nicht nur, dass das Bauvorhaben in diesem hochsensiblen Bereich ökologisch wie auch städtebaulich eine Katastrophe ist – dort entstehen unter maximaler Auslotung der Baugrenzen zwei architektonisch anspruchslose und nicht in die Gegend passende Klötze – es ist offensichtlich auch in dem zugestandenen rechtlichen Rahmen nicht zu realisieren. Es liegt auf der Hand, dass die Zufahrt auch für kleine Baumaschinen zu klein ist. Dann allerdings ist es in keiner Weise statthaft oder gar gerechtfertigt, in die Rechte der ohnehin schon über das Bauvorhaben zurecht verärgerten Anwohner einzugreifen.

FL-Ortsbegehung in der Sternwaldstraße am 21.5.2022 (Foto: K. U. Müller).

Freiburg Lebenswert fordert von allen Beteiligten, auch von der Stadt, eine Beendigung dieses rechtswidrigen Zustandes. Insbesondere muss wieder auf die Notwendigkeit einer Bauleitplanung in solch hochsensiblen Gebieten hingewiesen werden. Schon vor Jahren hat der Gemeinderat Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen für ebensolche Quartiere beschlossen, auch um deren Charakter zu wahren eben jenen Charakter, der mit solchen Bauvorhaben verlorengeht. Wurden zunächst Anfang 2019 im Stadtteil Waldsee die Satzungen erlassen, sollte im Herbst 2019 die Wiehre folgen. Leider wurden die Satzungen verschleppt, was vor allem daran lag, dass Altbauten angeblich energetisch nicht ausreichend ausgestattet werden können.

Die Zufahrt nach dem Eingriff der Baufirma. Alles, auch die Bepflanzung auf dem Nachbargrundstück, wurde plattgemacht (Foto: P. Vogt).

Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass auch Altbauten energetisch ertüchtigt werden können und dass Neubau enorm klimaschädlich ist. Auch sind Grünflächen wie in der Sternwaldstraße für das Stadtklima und anlässlich des dramatischen Artenschwundes unabdingbar. Wird lediglich auf die energetische Ausstattung von Gebäuden verwiesen, gleichzeitig aber abgerissen, neu gebaut und Grünflächen betoniert, werden im Kampf gegen den Klimaschutz falsche Akzente gesetzt.

Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen hätten eine Bebauung wie sie in der Sternwaldstraße geplant und leider wohl auch realisiert wird, verhindert. Worauf warten wir noch?

Nach den Baumfällungen 2021 hat sich die Natur wieder halbwegs erholt. Leider muss sie bald fahlem Beton weichen (K. U. Müller).