Anfrage zur Gärtnerei Hügin

Zur Gärtnerei Hügin hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 17.4.2023 folgende Anfrage (nach § 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen) an OB Martin Horn gerichtet:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

mit Datum 21. November 2022 hatte ich Ihnen eine Anfrage zur Zukunft des Areals der Gärtnerei Hügin geschickt. Die nicht erfolgte Beantwortung der Fragen ist nun zum Teil auch hinfällig geworden, da sich diese in erster Linie auf die Nutzung des Geländes für eine temporäre Flüchtlingsunterbringung bezogen. Ich möchte der Stadtverwaltung zunächst nachträglich dafür danken, dass für die Unterbringung von Flüchtlingen eine andere Lösung gefunden wurde. Dies hat allgemein zu großer Erleichterung bei der Gärtnerei-Initiative und ihren Sympathisanten geführt, darunter viele Zähringer Bürger.

Was Ihnen bisher nicht bekannt sein dürfte: Am 13.12.2022 trafen sich Vertreter der Gärtnerei-Initiative, der Ziegenwiese-Initiative und des TSV Alemannia Freiburg-Zähringen, um ihre Interessen gegenseitig vorzutragen und um auszuloten, ob es einen für alle Beteiligten akzeptablen Kompromiss bezüglich der Geländenutzung geben könnte. Zu diesem Treffen war ich als Stadtrat auch eingeladen. Tatsächlich ist es in sehr kurzer Zeit gelungen, eine für alle Seiten gute Lösung zu erarbeiten, für die man auf Zustimmung des Zähringer Bürgervereins, der Stadtverwaltung und des Gemeinderates hoffte.

Hier nun in Kürze der Vorschlag, der alle Interessen berücksichtigen würde und der nicht ganz mit dem übereinstimmt, was zum Jahreswechsel, am 31.12.2022, in der BZ geschrieben stand: Die Alemannia besitzt sieben Tennisplätze, zwei auf Alemannia-Nord und fünf auf -Süd. Für Tennis-Turniere sind sechs Plätze vorgeschrieben. Es würde also reichen, wenn einer der beiden Plätze nach A-Süd verlegt würde. Dies wäre möglich, wenn der dortige Sportplatz näher an die Zähringer Straße rücken würde. Dort ist momentan ein ungenutzter Grünstreifen. Anstelle der beiden Tennisplätze auf A-Nord könnte an dieser Stelle ein Multifunktionsplatz entstehen, der vom dortigen Flutlicht profitieren würde, das für die Tennisplätze nicht benötigt wird.

Anders als in der BZ geschrieben, würde so die Alemannia das Gärtnerei-Gelände nicht beanspruchen, sondern durch relativ kostengünstige Platz-Umwidmungen auf dem eigenen Gelände ihre Interessen gewahrt sehen. Durch den Wegfall des Sport-Geländes des S.V. Solvay Freiburg e.V. ist im Norden der Stadt mit der Alemannia nur noch ein Sportverein vorhanden. FL und ich halten daher ein finanzielles Entgegenkommen für die Platzumgestaltung der Alemannia mehr als angebracht. Zumal diese Umgestaltung einen Verzicht auf das Gelände der Gärtnerei möglich machen würde. Ich erinnere daran, dass erst vor wenigen Jahren die Umwidmung von A-Süd in Wohnbauflächen zur Diskussion stand. Es sollte daher möglich sein, auf die Fläche der Gärtnerei für den Sport zu verzichten, da A-Süd durch die Aufgabe der Wohnbau-Idee ja immer noch komplett für den Sport zur Verfügung steht.

Auch die aktuellen Pläne der Stadt, auf dem Gärtnereigelände einen „Sport- und Bewegungsgarten“ zu errichten, sind aus meiner Sicht nicht sinnvoll, da das Gelände mitsamt aller Infrastruktur und somit für alle anderen vielfältigen, grünen Nutzungen verloren wäre, ebenso dessen Biotopfunktion. Wenn es einen Bewegungspark braucht, dann kann dieser auch ohne Probleme beispielsweise auf der an das Gärtnereigelände östlich angrenzenden Wiese realisiert werden.

Auf dem Gärtnerei-Gelände kann, wie von der Initiative „Grüner Schatz für Freiburg“ vorgeschlagen, ein grünes Kulturzentrum entstehen. Die vorhandene gärtnerische Infrastruktur kann im Rahmen gemeinschaftlicher Gartenprojekte weiterbetrieben werden, die Gebäude können für mannigfaltige Kurse, Vorträge, kulturelle Veranstaltungen lokaler Gruppen primär rund um die Themen Umwelt-/Naturschutz/Gartenkultur/Klima und Energie genutzt werden und der Begegnung der Freiburger Bürger dienen. Zugleich kann so das über Jahrzehnte gewachsene Biotop erhalten bleiben und weiter gefördert werden. Biotope können nicht aus dem Nichts erschaffen werden, sie entstehen über lange Zeit, und sind deshalb nicht adäquat ersetzbar. Auch in Freiburg sind sie rar und erschweren der Stadt die Einhaltung ihrer Ziele im Hinblick u.a. auf die Förderung der Biodiversität.
Durch den Erhalt und die Umnutzung der Gebäude kann hier zudem ein positives Beispiel gesetzt werden für CO2-Einsparungen durch Nutzung von Bestandsgebäuden – Stichwort Graue Energie. Das Gärtnereigelände könnte übrigens z. B. auch als Ausgleichsfläche für unvermeidbare Baumaßnahmen dienen.

Hier nochmals die Argumentation der Gärtnerei-Initiative:

Die Initiative Grüner Schatz für Freiburg setzt sich ganz klar für den Erhalt des gesamten Geländes ein. Es gilt, dieses gewachsene Biotop mit Streuobstwiese, speziellen Pflanzengemeinschaften und seiner immensen Vielfalt an Fauna und Flora inklusive einer jahrzehntelangen unverdichteten Bodendiversität zu wahren und Raum zu geben.

Auf diesen fruchtbaren Böden muss mehr gedeihen:
– gemeinschaftlicher Anbau von Nahrungsmitteln
– körperliches, sinnstiftendes und erfülltes Arbeiten mit der Erde und den Pflanzen
– erlebbare Naturpädagogik für Klein und Groß
– eine wichtige neue Kultur- und Begegnungsstätte in Zähringen
– naturbezogene Kulturprojekte
– eine Migrationsküche
– ein Ort der Erholung für Körper und Seele – essentiell in unserer heutigen
Zeit.

Die Stadt ist durch den Klimawandel mehr denn je auf grüne Oasen in der Stadt angewiesen. Dies wäre mit dem Erhalt der Gärtnerei in die Tat umgesetzt. Ich weise in diesem Zusammenhang auch auf die interfraktionelle Stellungnahme vom 23.11.22 hin, in der der Wunsch einer Gemeinderatsmehrheit nach Erhalt des Gärtnereigeländes als grüne Oase klar zum Ausdruck kommt.

Daher hier nun meine Fragen:

1. Ist eine Umgestaltung der Alemannia-Flächen unter großer finanzieller Beteiligung der Stadt möglich?
2. Ist der Stadt angesichts des Klimawandels die Wichtigkeit einer grünen Oase wie dem Gärtnereigelände bewusst und ist sie bereit, diese im Sinne der Gärtnerei-Initiative zu erhalten?

Vielen Dank für die Beantwortung der beiden Fragen!

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolf-Dieter Winkler (Stadtrat)