Anfrage zu Gebrauchtwaren-Kaufhaus

Zu einem möglichen Gebrauchtwaren-Kaufhaus hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 14. Januar 2022 folgende Anfrage (nach § 24 Abs. 4 GemO zu Sachthemen außerhalb von Sitzungen) an OB Martin Horn bzw. die Stadtverwaltung gerichtet:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

im Rahmen der angekündigten Schließung der Kaiser-Modehäuser kam die Frage auf, ob die Stadt nicht eines dieser Häuser übernehmen könnte und zusammen mit der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF) dort ein Recycling-Kaufhaus etablieren könnte. Diesen Vorschlag finde ich zumindest diskussionswürdig.

Zwar plant die ASF ein Gebrauchtwaren-Kaufhaus auf dem Recyclinghof St. Gabriel. Allerdings ist dieser Standort doch sehr abgelegen, wie auch der der anderen Gebrauchtwaren-Kaufhäuser wie beispielsweise jener der Spinnwebe in Weingarten. Bei großformatigen Gegenständen wie Möbel oder weiße Ware sind Standorte in Gewerbegebieten durchaus sinnvoll. Aber bei kleineren Dingen wie Büchern, Geschirr und insbesondere Kleidern wäre ein mit ÖPNV gut erreichbarer Standort in der Innenstadt die bessere Alternative.

Bei einer eingeräumten Möglichkeit dort auch noch brauchbare Dinge abgeben zu können, würde das seine Akzeptanz zusätzlich erhöhen. Angesichts der langen Wartezeiten vor den Recycling-Höfen, die durchaus auch mal mehr als eine Stunde betragen können, überlegt sich der eine oder die andere doch, ob man viele noch brauchbare und funktionstüchtige Gegenstände nicht lieber zeitsparender der Restmülltonne anvertraut. Aber den Besuch der Innenstadt kann man leicht mit einem Gang in ein solches Kaufhaus verbinden und damit der Müllvermeidung einen Dienst erweisen. Die Möglichkeit auf der einen Seite nicht mehr benötigte Dinge loswerden zu können und auf der anderen Seite preisgünstig gut erhaltene Dinge abseits von Online-Handel und Ebay erwerben zu können, würde mehr Menschen in
die Innenstadt locken und damit zu deren möglicherweise nicht unerheblichen Attraktivitätssteigerung und damit Belebung beitragen. Neue Käufer- und damit Besucherschichten könnten erschlossen werden
.

Als Beispiel sei hier eine singuläre Veranstaltung am momentanen dritten Januar-Wochenende im Jazzhaus genannt, bei der man qualitativ hochwertige Kleider zum festen Kilopreis kaufen kann. Von Veranstalter- und Kundenseite wird darauf hingewiesen, dass man mit dem Tragen von Vintage-Kleidung einen Beitrag dazu leisten kann, den massenhaften Einsatz von schnelllebigen Billig-Textilien durch die Fast-fashion-Industrie zu stoppen und unseren Planeten von Müll zu entlasten. Mit einem solchen Kaufhaus würde man diese konsumkritische und ökologische Haltung verstetigen und dem immer wieder beklagten Veröden der Innenstadt entgegen wirken.

Durch die damit stattfindende Entzerrung der Recycling-Ströme wären auch die Recycling-Höfe selbst entlastet, die Wartezeiten verkürzt und sie würden damit mehr Akzeptanz erfahren, was wiederum die ASF bei der Sperrmüllabfuhr in den Straßen entlasten würde.

Schon die wenigen von mir aufgezählten Vorteile sind bereits so schwerwiegend, dass die folgende Frage nahezu zwingend ist:

Kann sich die Stadtverwaltung unter Berücksichtigung der städtischen Finanzlage vorstellen, eines der Kaiser-Modehäuser zu übernehmen und dort ein Gebrauchtwaren-Kaufhaus zu etablieren?

Für eine zeitnahe Beantwortung der Frage wäre ich dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolf-Dieter Winkler (Stadtrat)