Die in Wien erscheinende links-liberale österreichische Tageszeitung âDer Standardâ berichtete am 25. April 2019 ĂŒber âBevölkerungswachstum und Pendlerströmeâ in Wien. Dabei fĂŒhrte sie ein Interview mit der Stadtplanerin und Soziologin Gerlind Weber, die meint, dass es kindisch sei zu glauben, dass eine Stadt immer weiter wachsen könne. Denn: âMehr und breitere StraĂen fĂŒr Pendler erzeugen noch mehr Verkehr. InnerstĂ€dtische Verdichtung gefĂ€hrde Nachhaltigkeit und LebensqualitĂ€tâ, so die Zeitung in ihrem Beitrag. FĂŒr die Expertin, Frau Weber, sind die Grenzen des Wachstums deshalb lĂ€ngst erreicht.
Politik und Raumplanung wĂŒrden so tun, als gebe es keine Klimakrise, schreibt sie der Politik ins Stammbuch. Und sie sagt deutlich: âEs ist ein völlig kindisches Ziel, unbedingt die Zwei-Millionen-Grenze knacken zu wollen. Das kann ja kein Selbstzweck sein, wenn dabei die LebensqualitĂ€t auf der Strecke bleibt. Es ist auf Dauer nicht gut, dass so viele Menschen in die Stadt ziehen â weder fĂŒr die Stadt noch fĂŒr das Land.â
Eindeutig benennt sie die Grundsatzprobleme, die bei den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung bestehen: âIn der Stadt geht es derzeit nur ums Verdichten und Verpflastern. Es fehlt der Mumm, die Grundsatzfrage zu stellen, ob wir die Grenzen des Wachstums nicht erreicht haben. (âŠ) Das ist nicht nachhaltig. Wir mĂŒssen weg von diesem Dogma des Wachstums – es ist eine zu teure Strategie, die die LebensqualitĂ€t vieler Menschen herabsetzt. Es ist meiner Meinung nach eine Grenze erreicht, wo das Gesamtwohl der Stadt in Gefahr ist.â

Wenn man ihr Interview liest, fĂŒhlt man sich allzu sehr an Freiburg erinnert. Statt sich mit den Problemen grundsĂ€tzlich zu befassen, wie es die Stadtplanerin fordert, baut man hier in Freiburg immer weiter einem Bedarf hinterher, den man selbst dadurch verstĂ€rkt. Man bedenkt nicht, dass neuen Bauen, immer weiteren, neuen Zuzug erzeugt â so wie neue und breitere StraĂen immer mehr Verkehr erzeugen. All dies weiĂ man schon lange, aber Politik und Verwaltung weigern sich weiter, neue und richtige Antworten zu finden. Oder, wie Frau Weber sagt: âDie Antworten auf den Druck von auĂen sind alt – und sie sind nicht besonders gut!â
