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Stadt plant Bebauungsplan für die Wiehre

Weiteres Bauvorhaben zwingt Stadt zum Handeln – besser spät als nie

Und plötzlich ging es doch. Nach jahrelangem Bitten und Flehen seitens Bürgerverein und auch Freiburg Lebenswert, endlich für die Wiehre einen Bebauungsplan aufzustellen, soll dieser nun endlich Realität werden. Auslöser war ein weiteres Bauvorhaben, welches das Fass zum Überlaufen brachte. So plant ein Bauherr, in zweiter Reihe der Konradstraße auf dem großen parkartigen Gelände zwischen Konrad- und Basler Straße ein dreigeschossiges Haus mit zwei Wohnungen zu errichten. Eine Bauvoranfrage wurde Anfang 2022 abgelehnt. Doch der Bauherr klagte und bekam Recht. Leider mit Ansage, denn ohne Bebauungsplan werden Bauvorhaben nach § 34 BauGB behandelt und dieser Paragraf schafft nun mal wenig Möglichkeiten, eine solche Bebauung zu verhindern.

Hinter diesem Haus soll in parkartiger Umgebung gebaut werden

Warnendes Menetekel war ein 2021 realisiertes Bauvorhaben ganz in der Nähe in der Kronenstraße. Dieser höchst unattraktive Bau zerstört voll und ganz die Harmonie in dem historischen Gründerzeitviertel. Zwar hatte die Stadt immer wieder betont, sie wolle die großen Wiehre-Gärten nicht derartigen Bauvorhaben opfern. Leider hatte sie selbstverschuldet immer wieder das Nachsehen, weil eben gerade diese notwendige rechtliche Handhabe über Jahre verschleppt wurde.

Nachverdichtung in der Kronenstraße. Schlimmer geht es nicht

Mit einer Bauleitplanung sollen Abriss, Neubau und Nachverdichtung sinnvoller gesteuert werden als bisher. Außerdem hofft die Verwaltung, durch den Bebauungsplan das Projekt in der Konradstraße eben doch noch verhindern zu können. Das Vorhaben der Stadt ist zu begrüßen, denn so konnte es in der Wiehre nicht weitergehen: Von Juli 2017 bis Juli 2018 fielen fünf historische Gebäude, allesamt nicht denkmalgeschützt, aber schützenswert, der Abrissbirne zum Opfer. Die Neubauten stehen allesamt als unpassende Fremdkörper in der gewachsenen Stadtlandschaft. Neben der völlig inakzeptablen Nachverdichtung in der Kronenstraße ist auch die Nachverdichtung in der Sternwaldstraße ein grandioses Negativbeispiel.

In beiden Fällen kam erschwerend hinzu, dass alter Baumbestand für die Neubauten weichen musste. Bäume, die bei dramatischen Artenschwund für die Biodiversität von großer Bedeutung sind und vor allem bei sich immer weiter aufheizenden Städte als natürliche Klimaanlagen fungieren. Demgemäß war nicht einmal der Städtebau, sondern eben der Klimawandel Hauptauslöser für den Bebauungsplan. Der alte Baumbestand in der Wiehre sei „klimarelevant“, so Stadtplanungsamtsleiter Roland Jerusalem.

Unpassender Bau in der Sternwaldstraße, sämtliche alte Bäume wurden vernichtet

Aufgrund der Dringlichkeit soll zunächst der Bebauungsplan „Unterwiehre-Nord“ erstellt werden. Die Stadtverwaltung plant jedoch, „auch an anderen vergleichbaren Standorten im Stadtgebiet“ zugunsten von Frischluft und Artenvielfalt Bebauungspläne aufzustellen. Eine weise Einsicht. Denn Artensterben und Klimawandel sind in allen Stadtgebieten spürbar. Auch in Kleineschholz oder im Metzgergrün…

Fotos: K. U. Müller, P. Vogt

Siehe auch: Kommentar in der Badischen Zeitung vom 23.5.2023




Platin für das Metzgergrün?

Vor einigen Wochen bekam die Stadt ein Nachhaltigkeitszertifikat in Platin von der Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen für ihr Bauen im Metzgergrün verliehen. Diese Auszeichnung ist nur möglich, weil die Graue Energie, die für den Abriss der Bestandsgebäude und für den Neubau benötigt wird, als Kriterium keine Rolle spielt. Dasselbe gilt auch für das Entstehen von Abbruch- und Bauabfällen – ebenfalls kein Kriterium für die Auszeichnung. Diese Abfälle (einschließlich Straßenaufbruch) machten allerdings bundesweit im Jahr 2020 mit rund 229,4 Mio. t den Großteil des Abfallaufkommens aus, nämlich über 55 %. Da weder graue Energie, noch Abfallaufkommen berücksichtigt werden, kann man diese Auszeichnung für Nachhaltigkeit (!) nur als Farce bezeichnen.

In ganz Deutschland wird zuviel abgerissen. Der Bausektor hat (nicht nur) dadurch eine extrem schlechte Klimabilanz

Ein Kriterium ist jedoch, dass die Bewohner der Bestandsgebäude an den Bauvorhaben beteiligt werden. Aber wurden sie denn beteiligt? Im Metzgergrün wollen fast alle Bewohner ihre Häuser und Hausgärten erhalten. Stattdessen wird alles plattgemacht, die Häuser abgerissen, statt sie zu sanieren, Flora und Fauna der Gärten vernichtet. Die BZ-Überschrift  vom 23.2.23: „Wieder Konflikte im Metzgergrün“ sagt alles! Bürgerbeteiligung? Da kann man im Metzgergrün nur freudlos lachen. Wahrscheinlich wird die Stadt für die Zerstörung der Häuser im Drachenweg dann auch wieder ausgezeichnet.

„Bürgerbeteiligung“ im Metzgergrün

(Unser Beitrag im Amtsblatt vom 27.5.2023, Seite 3 unten. Autor: Dr. Wolf-Dieter Winkler. Fotos: K. U. Müller)




Rede zu Schlüsselimmobilien

Zu Schlüsselimmobilien (Drucksache G-23/085) hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 16. Mai 2023 im Freiburger Gemeinderat folgende Rede gehalten:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine sehr geehrten Damen und Herren
!

Bei einigen der hier aufgeführten denkmalgeschützten Immobilien kann man ob der städtischen Vorgehensweise oder eher Nicht-Vorgehensweise nur den Kopf schütteln.

So ist der Freiburger Bürgerschaft überhaupt nicht mehr zu vermitteln, dass ein Flügel des denkmalgeschützten Lycée Turenne nun seit 30 Jahren leersteht. Und das, obwohl benachbarte Schulen dringend Räumlichkeiten bräuchten.

Erhellend ist auch die Begründung, warum das der Stadt gehörende denkmalgeschützte Objekt Schwarzwaldstraße 69 seit Jahren leer steht und zunehmend verfällt: „Der Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan wurde 2017 gefasst. Das Verfahren konnte aufgrund der Priorisierung auf große Wohnbauprojekte nicht weiterverfolgt werden.“ Und das trotz des Hinweises in der Vorlage, dass für die öffentliche Hand denkmalschutzrechtlich hinsichtlich der Erhaltungspflicht strengere Maßstäbe gelten als für Private.

Das denkmalgeschützte Haus Schwarzwaldstraße 69 steht seit Jahren leer

In diesem Zusammenhang kann man da auch an die beiden Nachbargebäude des Essenstreffs erinnern, auch sie beide unter Denkmalschutz stehend, ebenfalls jahrelang leerstehend und inzwischen abgerissen.

Ein historisches Bild aus dem Jahr 2018: Das Gebäude rechts wurde inzwischen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgerissen. Der Ostteil des Dreikönigshauses wurde nach einem Brand ebenfalls eiligst abgerissen

Soviel beispielhaft zur zumindest verbal viel bemühten Generierung innerstädtischen Wohnraums, um das Bauen auf der Grünen Wiese einzuschränken. Wir können deswegen nicht mit moralisch erhobenem Zeigefinger gegen Leerstand vorgehen, weil die Stadt selbst mit schlechtestem Beispiel voran geht.

Fotos: K. U. Müller




Rede zur Dreisam-Revitalisierung

Zur Dreisam-Revitalisierung (Drucksache G-23/026) hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 16. Mai 2023 im Freiburger Gemeinderat folgende Rede gehalten:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine sehr geehrten Damen und Herren
!

Ich muss mich doch schon wundern, dass diese Vorlage zur Revitalisierung der Dreisam zwar im Bauausschuss, aber nicht im Umweltausschuss behandelt wurde. Und das, obwohl es doch um eine angebliche ökologische Verbesserung unseres Flusses geht, also mit Bauen eigentlich gar nichts zu tun hat. Ziel ist es laut Drucksache, die Erholungssuchenden aus dem künftigen Stadtteil Dietenbach weg zu lotsen von den Natura 2000-Gebieten „Mooswälder bei Freiburg“ und vom Naturschutzgebiet „Freiburger Rieselfeld“. Mit dem Umbau der Dreisam sollen „Naturerfahrungsräume insbesondere für Jugendliche in einem lärmunempfindlichen Freiraum entstehen“. Bemerkenswert wie man in einem Satz zwei Aktivitäten unterbringen kann, die gegensätzlicher nicht sein können. Denn „lärmunempfindlicher Freiraum“ bedeutet nichts anderes, als die Installation einer Partymeile, bei der auf nichts und niemanden Rücksicht genommen werden muss. Das lässt ahnen, dass die Verspaßung, die die Dreisam beim Sandfang erfährt und Tiere und Pflanzen massiv beeinträchtigt, nun an der Gaskugel noch eine Steigerung erfahren soll. Was Musik aus Ghettoblastern, erwartbar übermäßiger Alkoholgenuss und daraus folgend lautstarkes Gegröle mit Naturerfahrung zu tun haben sollen, bleibt wohl Herrn Engels Geheimnis (Projektleiter Dietenbach). Entscheidend ist wohl ein ganz anderer Gesichtspunkt und damit wird auch klar, warum die Vorlage nicht im Umweltausschuss, sondern im Bauausschuss behandelt wurde. Man will weitere Ökopunkte für Dietenbach generieren, „die vor allem für die späteren Bauabschnitte des neuen Stadtteils nutzbar sind“. Da will man allen Ernstes durch die angeblich ökologische Aufwertung der Dreisam hin zu einer Feiermeile auch noch massenhaft Ökopunkte einheimsen. Entlarvender kann man die Alibifunktion von Ökopunkten nicht darstellen. Ich lehne die Vorlage ab!




Rede zur Parkanlagensatzung

Zur Parkanlagensatzung (Drucksache G-23/107) hat Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL) am 16. Mai 2023 im Freiburger Gemeinderat folgende Rede gehalten:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine sehr geehrten Damen und Herren
!

Die Polizeiverordnung zur Sicherung der öffentlichen Ordnung und gegen umweltschädliches Verhalten in der Stadt Freiburg i. Br. gibt unter § 1 vor, dass – verkürzt zitiert – Lautsprecher, Tonwiedergabegeräte und Musikinstrumente nur in solcher Lautstärke betrieben oder gespielt werden dürfen, dass unbeteiligte Personen nicht erheblich belästigt oder gestört werden. Dies gilt insbesondere, wenn die Geräte oder Musikinstrumente in Park- oder Freizeitanlagen betrieben oder gespielt werden. Und unter § 3 ist bestimmt, dass die Nachtruhe in der Stadt Freiburg i. Br. von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr dauert. In dieser Zeit sind alle Betätigungen verboten, die geeignet sind, die Nachtruhe zu stören.

Was ist daran unklar, dass wir nun obendrein noch eine Parkanlagensatzung beschließen müssen? Für die Anwohner gerade des Seeparks ist es daher überhaupt nicht zu verstehen, dass sie angesichts dieser Polizeiverordnung mit ihren eindeutigen Festlegungen jahrelang der Rücksichtslosigkeit einer lautstarken Minderheit ausgesetzt waren. Das ging sogar soweit, dass Anwohner des Seeparks aufgrund der untragbaren Zustände weggezogen sind.

Um dem Verdacht zuvorzukommen: Ich bin alles andere als eine spießige Spaßbremse. Ich habe in meiner Jugend viel gefeiert und ich feiere auch heute noch gerne, zumal ich viele junge Leute im meinem Umfeld habe, die einer Feier auch nicht abgeneigt sind. Unser Hof ist bekannt für häufige Festivitäten, gerade auch junger Menschen. Aber Ärger mit der Nachbarschaft gibt es keinen, einfach weil man deren Interessen und Schlafbedürfnisse ab einer bestimmten Uhrzeit mitbedenkt. Wieso muss man noch zu später Stunde lautstark grölen und die Musik aufdrehen, um Spaß zu haben? Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo andere massiv beeinträchtigt werden!

Die Ausführungen des Ring Politischer Jugend Freiburgs zu dieser Drucksache haben mich daher sehr verärgert. Niemand verbietet jungen Leuten sich ohne Konsumzwang auch spät abends zu treffen und zu feiern. Wieso ist es eine Verdrängung und das Ignorieren der Interessen von jungen Menschen, wenn ab einer bestimmten nächtlichen Uhrzeit der Lärm gedrosselt werden muss, um den Anwohnern, die am anderen Morgen ausgeruht ihren beruflichen und sonstigen Tätigkeiten nachgehen müssen, ihren Schlaf zu ermöglichen? Und Kompromissbereitschaft und Toleranz zu fordern, nachdem jahrelang kompromisslos und intolerant die Anwohner mit Lärm terrorisiert wurden, schlägt dem Fass den Boden aus. Dass nun endlich durchgegriffen wird und Musikboxen und Musikinstrumente verboten werden, wohlgemerkt erst ab 23 Uhr, haben sich die Feiernden selbst zuzuschreiben. Jahrelanges Bitten der Anwohner und Ermahnungen seitens VD (Vollzugsdienst) und Polizei wurden einfach ignoriert. Im Gegenteil wurde oftmals provokant erst recht aufgedreht. Hinzu kam, dass dem VD unsinnigerweise auch noch vom Gemeinderat Stellen gestrichen wurden, was zur Verschärfung der Situation beitrug.

Ein Ahnden der Rücksichtslosigkeiten einiger weniger ist längst überfällig. Ich werde daher dieser Satzung zustimmen, da das Ahnden mit ihr offensichtlich leichter ist als mit der Polizeiverordnung.




Investor fällt letzten Baum bei Bauprojekt in der Sternwaldstraße

Investor hält sich nicht an Auflagen der Baugenehmigung – GuT war informiert

Anwohner aus der Sternwaldstraße haben uns berichtet, dass der Investor bei seinem umstrittenen Bauprojekt Sternwaldstraße 7/9 am Freitag, den 12.5.2023 den letzten verbliebenen Baum ebenfalls gefällt hat. Um das Bauprojekt zu realisieren, hatte der Investor bereits 2021 eine Vielzahl alter Bäume auf dem Grundstück entfernen lassen.

Wird wie im vorliegenden Fall im ungeplanten Innenbereich gebaut, kann auch eine Baumschutzsatzung eine Fällung nicht verhindern, wenn ein Eigentümer oder ein sonstiger Berechtigter aufgrund bauplanungsrechtlicher Vorschriften die Fläche, auf der sich ein Baum befindet, überbauen darf (§ 6 Abs. 2 Nr. 2 der Satzung). Bedauerlicherweise lag dieser Sachverhalt bei den bereits gefällten Bäumen vor. Der Baum, der nun gefällt wurde, war jedoch von dieser Ausnahmeregel nicht betroffen. So durften auch laut Schreiben vom Garten- und Tiefbauamt vom 11.01.2021 (Az. 20-746 – Bestandteil der Baugenehmigung Baurechtsamt Az. 03762-20) die verbliebenen Bäume durch die Bautätigkeit nicht in Ihrem Bestand beeinträchtigt werden, insbesondere durften im Wurzelbereich keinerlei Verdichtungsmaßnahmen und Materiallagerungen vorgenommen werden.

Laut Investor seien die Bauarbeiter durch den Baum gefährdet gewesen, eine fadenscheinige Begründung, mit welcher der Investor die Fällung zurechtzutricksen versuchte. Auf Anfrage teilte das Garten- und Tiefbauamt (GuT) mit, der Bergahorn auf dem Grundstück sei bereits bei den Aushubarbeiten für den Neubau verbotswidrig am Wurzelwerk so stark beschädigt worden, dass ein Erhalt des Baumes aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich sei. Das GuT habe damit die Befreiung zur Fällung des aktuell noch bestehenden Baums von der Baumschutzsatzung erteilt (§ 6 Abs. 2 Nr. 5 der Satzung). Der Verstoß gegen die Auflagen in der Baugenehmigung sei mit einem Ordnungswidrigkeitenverfahren geahndet worden. Das Schlimme daran: Das GuT, von Anwohnern rechtzeitig informiert, dass der Baum nicht den Auflagen gemäß behandelt wurde, hielt ein Einschreiten nicht für nötig.

Was lief schief in der Sternwaldstraße? Alles. Ein Investor will im Innenhof eines gewachsenen Grundstücks zwei völlig unpassende Klötze errichten und zerstört damit nicht nur die bauliche Harmonie dieser schönen Gegend in der Oberwiehre, sondern auch die Natur, bestehend aus mehreren alten Bäumen. Eine Gesprächsbereitschaft bestand seitens des Investors zu keiner Zeit, weder mit der Stadt noch mit den Anwohnern, die nun wieder einmal mit dem Schlimmsten leben müssen. Dass bei den bereits erfolgten Fällungen auch Bäume und Sträucher auf dem Nachbargrundstück betroffen waren, setzt dem unrühmlichen Vorgang die Krone auf. Schließlich verstößt der Investor gegen die Auflagen, darf den letzten Baum fällen und kauft sich über ein Bußgeld frei. Und dann ist da noch das GuT, an welches sich die Anwohner gewandt haben in der Hoffnung, sich auf die Behörde verlassen zu können.

Mit einer Bauleitplanung ließe sich dieser bauliche Wildwuchs verhindern. Gemäß § 1 a BauGB könnten auch Belange des Umweltschutzes besser berücksichtigt werden. Eine solche Bauleitplanung, sei es durch Bebauungspläne oder durch Satzungen, wird seit Jahren für die Wiehre von den Bürgervereinen gefordert. Die längst verabschiedeten Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen werden verschleppt. Inakzeptable Nachverdichtungen wie in der Sternwald- oder auch in der Kronenstraße sind die Folge.

Es wird Zeit, dass die Stadt ihrer Verantwortung nachkommt und für solch gewachsene Quartiere endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen schafft, um derart uneinsichtige und unkooperative Bauträger in die Schranken zu weisen.

Der Baum ist gefällt. Dass sich der Betonbau nicht in die Umgebung einfügt, ist unschwer zu erkennen
Das Areal Sternwaldstraße vor den Baumfällungen

Fotos: P. Vogt




Volksantrag gegen Flächenverbrauch

In Deutschland werden rund 55 Hektar als Siedlungsflächen und Verkehrsflächen neu ausgewiesen, das entspricht ca. 80 Fußballfelder – nicht pro Jahr, nicht pro Monat, sondern pro Tag! Der Flächenverbrauch in Baden-Württemberg lag in den letzten Jahren bei 5 bis 6 Hektar pro Tag. Durch den Beton-Paragraphen 13 b des Baugesetzbuchs war sogar ein leichter Anstieg zu verzeichnen.

Neubaugebiet in Ebringen – kein Grün mehr, alles ist versiegelt

Freiburg leistet dazu einen guten Beitrag, auch im Umland schießen Neubaugebiete wie Pilze aus dem Boden, in der Regel Betonwüsten, die an Trostlosigkeit nicht zu überbieten sind. Gerade in dicht besiedelten Ländern wie Baden-Württemberg führt der hohe Bedarf an neuen Wohn- und Gewerbegebieten zu einem hohen Druck auf die nur begrenzt verfügbaren Frei- und Nutzflächen. Das hat gravierende Auswirkungen auf unsere Umwelt und auf das Klima. Der stetig voranschreitende Flächenfraß ist eines der gravierendsten Umweltprobleme in Baden-Württemberg.

Im 2021 geschlossenen Koalitionsvertrag der Landesregierung Baden-Württemberg ist festgeschrieben, den Flächenverbrauch kurzfristig auf 2,5 Hektar pro Tag und bis 2035 auf Netto-Null zu reduzieren. Leider ist der Flächenverbrauch nach wie vor unvermindert hoch. Sämtliche bisher ergriffene Maßnahmen, wie z. B. ein freiwilliges Bündnis zum Flächensparen, waren erfolglos.

Aus diesem Grund hat sich nun eine Initiative „Ländle leben lassen“ gebildet, welche verbindliche Obergrenzen für den Flächenverbrauch fordert. Mit einem Volksantrag sollen Maßnahmen für eine wirksame Reduktion des Flächenfraßes angestoßen werden.

Wie funktioniert der Volksantrag?

Für den Volksantrag werden fast 40.000 Unterschriften wahlberechtigter Bürgerinnen und Bürger Baden-Württembergs benötigt. Wird dieses Quorum erreicht, muss der Landtag über den Volksantrag beraten und die Initiatoren anhören. Die Unterschriften müssen handschriftlich mit Kugelschreiber oder Ähnlichem geleistet werden, eine digitale Unterschrift ist leider nicht möglich.

Das Formular können Sie hier herunterladen.

Geben Sie bitte Namen, Geburtsdatum und Adresse an, im Folgenden müssen Sie per Kreuz bestätigen, dass Sie Gelegenheit zur Kenntnisnahme des vollständigen Wortlautes des Volksantrages hatten. Der entsprechende Text zum Volksantrag befindet sich auf der Rückseite des Unterschriftenblatts. Den Prüfvermerk der Gemeinde bitte freilassen.

Eine Anleitung zum Ausfüllen finden Sie hier.

Das ausgefüllte Formular senden Sie an

Arbeitstherapeutische Werkstätte Mannheim
Kennwort „Volksantrag“
Pfingstweidstraße 25 – 27
68199 Mannheim

Oder Sie geben das Formular an einer Sammelstelle ab. Eine Übersicht aller Sammelstellen finden Sie hier.

Die Forderungen der Initiative entsprechen den Forderungen von Freiburg Lebenswert seit Gründung 2013. FL ist die einzige Gruppierung im Gemeinderat, die sich konsequent für eine Verminderung des Flächenfraßes einsetzt. Daher unterstützen wir den Antrag und bitten auch Sie um Ihre Unterstützung.




Haushaltsrede 2023/2024

FL-Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler hat am 9.5.2023 folgende Rede zum Haushalt gehalten:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren
!

Ein guter Haushalt muss sich daran messen lassen, ob durch ihn die Lebensqualität für die Stadtbewohner und vor allem für künftige Generationen erhalten oder gar gesteigert wird. Eine Herausforderung angesichts der globalen bedrohlichen Veränderungen.

Die Verkehrswende ist in Freiburg auf einem guten Weg. Auch wenn die Frontleute des Fuß- und Radentscheids verständlicherweise bemängeln, dass wir sie nicht schnell genug umsetzen und mit zu wenig finanziellen Mitteln ausstatten, so muss man doch festhalten, dass sich die Stadt Mühe gibt, den Umbau weg von einer autogerechten Stadt zu schaffen. Eine Ausnahme bildet der Stadttunnel. Während immer mehr Freiburger erkennen, dass ein Stadttunnel der Verkehrswende schadet und weder der Stadt und erst recht nicht den Anliegern an der B31 im Schwarzwald gut tut, hat sich diese Erkenntnis bei Stadt und Gemeinderat mehrheitlich noch nicht durchgesetzt.

Als Ansporn bei der Energiewende muss erst der Kriegsverbrecher im Kreml seine Großmachtphantasien in die Tat umsetzen, bevor sie in der „Ökohauptstadt“ richtig angegangen wird. Das ist einfach nur beschämend! Aber immerhin nimmt sie jetzt Fahrt auf. Geothermie, Wärmenetze, Windkraft, Photovoltaik und deren Finanzierung sind die Themen, die die nächsten zwei Jahrzehnte Freiburg beherrschen werden. Aber was immer noch nicht mitgedacht wird, ist die Graue Energie durch den Abriss von Gebäuden wie im Metzgergrün.

Stadtverwaltung und Gemeinderat sind dem Wohl der Freiburger Bürger verpflichtet. Aber Freiburg hat das Problem, dass die Stadtspitze – anders als immer mehr Bürger – in ihrem Grunddenken immer noch der Wachstumsphilosophie der 1950er und 1960er Jahre anhängt. Anders kann man sich die Euphorie, die mit der Ansiedlung jedes Gewerbe- oder Industriebetriebs hervorgerufen wird, nicht erklären. Über Aussagen des OB wie „Wir wollen für den Standort werben, dass Firmen, wenn sie nach Deutschland kommen, sich Freiburg auswählen“ kann man nur noch den Kopf schütteln. Klar, dass sich da die FWTM auf die eigenen Schultern klopft, wenn sie ein Unternehmen, das sich bereits für einen Standort in einer anderen Stadt entschieden hatte, doch noch nach Freiburg gelotst hat. Dieses Pharma-Unternehmen, Intuitive Surgical, will rund 600 Arbeitsplätze schaffen für Leute, die wohl kaum aus der Freiburger Bürgerschaft rekrutiert werden dürften. Somit braucht es für seine neuen Mitarbeiter und deren Familien Wohnungen in der Anzahl der Arbeitsplätze, also rund 600. Und dass dafür ein Sportverein, der SV Solvay, praktisch platt gemacht wird, weil er alle seine Sportflächen verliert, ist das nächste Ärgernis bei dieser Aktion. Bei einer Stadt, die, wenn alle geplanten Baugebiete realisiert würden, um mindestens 20.000 Menschen wächst, braucht es nicht weniger, sondern mehr Sportstätten. Ausgerechnet im Freiburger Norden sind ohnehin zu wenige Sportflächenangebote.

Und als direkte Folge solcher Anwerbungen wird auch dem Wohnungsbau, diesem Goldenen Kalb, rücksichtslos alles unterworfen. Leidtragende sind zum einen die Bewohner von Metzgergrün, Drachenweg usw., denen die Häuser und Hausgärten „wegsaniert“ werden und zum zweiten Landwirte und die Natur, da trotz Innenverdichtung momentan noch an die zehn Baugebiete auf der Grünen Wiese geplant sind.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, neben dem finanziellen Haushalt der Stadt müssen endlich der Wasserhaushalt, der CO2-Haushalt und nicht zuletzt der Agrarhaushalt konsequent mitbedacht werden. Wohnungsbau, der einhergeht mit Versiegelung, Vernichtung von CO2-Senken und landwirtschaftlichen Flächen, verschlechtert diese Neben-Haushalte massiv, was sich wiederum nachteilig auf künftige Doppelhaushalte auswirken wird.

Der Club of Rome hat bereits 1972 klipp und klar durch eine vom MIT (Massachusetts Institute of Technology) erstellte Studie belegen lassen, wohin ungezügeltes Wachstum führt. Wir können nicht so weitermachen wie bisher! Wir müssen Baugebiete auf der Grünen Wiese aufgeben. Natürlich ist mir klar, dass man Ziele, die lange Jahre für wichtig oder gar alternativlos gehalten wurden, ungern aufgibt. Aber wir haben keine andere Wahl! Die Natur zeigt uns schonungslos, was alternativlos ist, nämlich ein sofortiges Umdenken hinsichtlich allem, was Klimawandel, Artenschwund, Versiegelung, Wasserknappheit, Ressourcenausbeutung und globale Vermüllung befeuert. Angesichts der immer dramatischeren Folgen des Klimawandels ist ein Festhalten am Bauen auf der grünen Wiese unverantwortlich. Abgesehen davon, dass wir uns ein Dietenbach auch finanziell überhaupt nicht leisten können. Ich kann da nur UN-Generalsekretär António Guterres zitieren: „Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gaspedal“. Und Freiburg mit seinem ungezügelten Bauen vorneweg! Wir sollten erstmal die bereits versiegelten Flächen in Zähringen Nord, Güterbahnhof Nord oder an der Ensisheimer Straße bebauen – was bei Letzterem bedingt, dass wir endlich eine neue, klimaneutrale Eissporthalle erstellen müssen, um die alte CO2-Schleuder auszumustern.

Erfreulicherweise haben sich nun 17 Organisationen (Landwirte, Umweltschützer, Klimaaktivisten, Wissenschaftler, Wandervereine usw.) zusammengeschlossen, um den Flächenverbrauch in unserem Bundesland per Volksantrag zu begrenzen. Dieser sei neben dem Klimawandel und dem Artenrückgang das dritte große Umweltproblem in unserem Land. Der Flächenverlust liegt bei rund 6 ha, am Tag wohlgemerkt. Im schwarz-grünen Koalitionsvertrag ist vereinbart, diesen Wert auf 2,5 ha zu senken und bis 2035 auf 0 ha zu bringen. Ihr Schwerpunkt liegt auf Innenentwicklung, was auch FL immer wieder fordert. Davon sind die Grünen und die CDU hier im Gemeinderat mental meilenweit entfernt. Bei ihnen ist Konsens auch nach 2035 weiter Flächen zu versiegeln.

Die vielen geplanten Baugebiete beanspruchen überdies personelle Ressourcen, die uns an anderer Stelle fehlen: Bei der Erstellung von Bebauungsplänen, um Betonmonstern wie am Kapellenweg einen Riegel vorzuschieben. Bei der Aufstellung von Erhaltungs- und Gestaltungssatzungen, um Abrisse wie die des Gründerzeitbaus in der Habsburgerstraße 91 zu verhindern. Beim Aufspüren und Sanktionieren der massiven Leerstände von Gebäuden und Wohnungen.

Bevor man ständig neue Leute nach Freiburg lockt, sollte man sich doch erstmal darum kümmern, dass die Probleme vor Ort gelöst sind. Wir brauchen Wärmenetze für vorhandene Stadtteile statt für neue Baugebiete. Wir brauchen Kitas und Erzieherinnen, sowie Schulen für die Schüler, die bereits in Freiburg leben. In diesem Zusammenhang ist es richtig, dass wir mit diesem Haushalt mehrere Schulen erweitern oder sanieren wollen, aber völlig irrig, dass wir mit dem Lycée Turenne eine Schule haben, bei der ein ganzer Flügel sanierungsbedingt seit dreißig Jahren leer steht, weil Stadt und Gemeinderat andere Prioritäten setzen.

Eine Erhöhung der Kitagebühren zum jetzigen Zeitpunkt lehnt FL übrigens ab. Auch wenn mit der geplanten Neuregelung mehr Familien von ermäßigten Tarifen profitieren und nur noch 48% der Eltern den Regelbeitrag zahlen würden. Momentan wäre dies aufgrund fehlender Erzieherinnen und dem ungewissen Regelbetrieb, der die Eltern oft zu kurzfristiger Ersatz-Betreuung zwingt, ein völlig falsches Zeichen.

In anderen Städten wäre man froh, man hätte Initiativen wie Bauernhoftiere für Stadtkinder im Obergrün in Betzenhausen, den Kunzenhof in Littenweiler, den Junghof in Kappel, die Gärtnerei Initiative und den Ziegenwiese-Verein in Zähringen oder das Netzwerk Dietenbachwald im Rieselfeld. Sie alle versuchen Grün in der Stadt zu halten und mit viel ehrenamtlichem Engagement Kindern und Jugendlichen, Kindergartengruppen und Schulklassen, Natur und Tiere nahe zu bringen. Und was macht die Stadt? Sie rückt ihnen mit Wohnbebauung auf die Pelle, versucht andere Flächen-Nutzungen durchzudrücken oder kürzt ihnen die ohnehin schon spärlichen Unterstützungsgelder. Dem Kunzenhof und dem Junghof soll ihre Unterstützung von 20.000 € bzw. 10.000 € auf jeweils die Hälfte gekürzt werden. 15.000 € Einsparung bei zwei gemeinnützigen Initiativen, während in Kleineschholz über 70.000 € für jede der 500 Wohnungen zugeschossen werden sollen. Das ist einfach nur peinlich und schäbig!

Egal, ob es um den Erhalt des Dietenbachwaldes oder von Kleingärten, um die Aufstockung des VD (Vollzugsdienstes), um die Nichterhöhung der Kitagebühren, um den Bau von Eissporthalle oder Außenbecken Westbad geht: Meist liegen die Wünsche der Freiburger Bürger, erst recht die Interessen der künftigen Generationen und damit die von FL auf der einen und die Mehrheits-Entscheidungen von Verwaltung und Gemeinderat auf der anderen Seite weit auseinander.

Meine Eingangsbeschreibung eines guten Haushalts ist daher mit diesem Haushalt – aufgrund der einseitigen Ausrichtung der Ausgaben hin auf den zerstörerischen Wohnungsbau auf der Grünen Wiese – wieder nicht gegeben. Ich werde daher diesen Haushalt erneut ablehnen.




FL im Gespräch am 13.5.2023

Am Samstag, den 13.5.2023 um 11:00 Uhr treffen wir uns zu einem Rundgang durch die Mittel- und Unterwiehre. Wir wollen uns dabei die baulichen Entwicklungen im Stadtteil der letzten Jahre anschauen.

Treffpunkt ist am neuen Wiehrebahnhof.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Alle Interessierte sind herzlich willkommen. Bitte gerne auch an andere weitergeben.

Bitte beachten Sie: Bei extrem schlechter Wetterlage müssten wir die Veranstaltung kurzfristig verschieben. Schauen Sie daher immer wieder hier oder auf unserem Instagram-Kanal vorbei.




FL im Gespräch am 5.5.2023

Am kommenden Freitag, den 5.5.2023 um 17:00 Uhr werden wir gemeinsam mit Plan B die Zähringer Höhe besuchen.

Wir machen einen Rundgang durch dieses wunderschöne Naherholungsgebiet und erörtern, was die Zerstörung evtl. noch verhindern kann.

Treffpunkt ist die Bank Mitte Höheweg. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Alle Interessierte sind herzlich willkommen. Bitte gerne auch an andere weitergeben.

Bitte beachten Sie: Bei extrem schlechter Wetterlage müssten wir die Veranstaltung kurzfristig verschieben. Schauen Sie daher immer wieder hier oder auf unserem Instagram-Kanal vorbei.

Leider mussten wir die Veranstaltung buchstäblich in letzter Sekunde doch abbrechen. Es sah den Tag über gut aus, doch gegen 17:00 Uhr entluden sich ein Gewitter und heftige Regenfälle.

Ein neuer Termin wird bekanntgegeben.