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Die 50-Prozent-Quote für Dietenbach wackelt bereits

Bereits drei Tage nach dem Bürgerentscheid werden die ersten Stimmen laut, dass die 50%-Quote für sozialen Wohnungsbau vielleicht doch nicht zu halten sei. Während im Wahlkampf – entgegen aller Bedenken der Stadtteil-Gegner – immer gesagt wurde, dass das sicher und aus eigener Kraft zu schaffen sei, rudert OB Martin Horn bereits jetzt zurück und sieht Land und Bund in der Pflicht.

Die Sparkasse und Finanzbürgermeister Breiter, die die
Quote schon immer kritisch sahen, dies vor der Wahl aber nicht laut sagen
durften, sprechen ihre Bedenken nun offen aus. Soviel zu Wahlversprechen vor
der Wahl und was sie nach der Wahl noch wert sind. Dass dies so schnell, nämlich
bereits drei Tage nach der Wahl klar wird, ist aber schon ungewöhnlich. Für Viele
(auch für viele Experten) war die Nicht-Realisierbarkeit der 50%-Quote
angesichts der enorm hohen Kosten, ein Hauptargument gegen den neuen Stadtteil,
speziell an diesem Standort, gewesen.

Siehe dazu den Bericht bei Baden-TV-Süd: https://baden-tv-sued.com/wackelt-die-50-quote-fur-dietenbach/

Stehen die Pläne für den neuen Stadtteil im Überschwemmungsgebiet Dietenbach bereits unter Wasser?



„Wir werden den Bau des neuen Stadtteils kritisch begleiten“

Nach dem Bürgerentscheid am vergangenen Sonntag wurde
in der Gemeinderatsitzung am 26. Februar 2019 das Thema noch einmal
aufgegriffen (TOP 1, Drucksache G-19/059). Dazu hat der Vorsitzende der
Gemeinschaftsfraktion FL/FF, Dr. Wolf-Dieter Winkler, folgende Rede gehalten:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst mal vielen Dank für das Lob der Fairness beim Bürgerentscheid-Wahlkampf, Frau Buchen (Fraktionsvorsitzende der SPD), das wir gerne zurückgeben.

Die Bürger
haben gewählt und sich mehrheitlich für den Bau von rund 6.500 Wohnungen, für
eine gigantische Flächenversiegelung und damit gegen die regionale
Landwirtschaft entschieden. Das müssen wir erstmal zur Kenntnis nehmen. Wir
sind dennoch sehr zufrieden, dass das RegioBündnis und wir von Freiburg
Lebenswert / Für Freiburg – trotz der Werbe-Übermacht der Befürworter – mit 40%
Gegenstimmen mehr als einen Achtungserfolg errungen haben.

Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler (FL)

Nun sind Sie
gefordert, liebe Kolleginnen und Kollegen, die im Vorfeld gegebenen Versprechen
auch umzusetzen, die da sind 50% geförderter Wohnungsbau, Wohnungen vor allem
für Freiburger Familien, keine nachteiligen Auswirkungen auf den Freiburger
Mietspiegel, In-Sich-Finanzierung des Stadtteils, gute ÖPNV-Anbindung, hohe
ökologische Standards bei den Häusern wie bei den Freiflächen, die Erzeugung
von mehr erneuerbaren Energien im Stadtteil als in ihm benötigt werden, um nur
einige der wichtigsten Versprechen zu nennen. Sie haben sich damit
ambitionierte Ziele gesetzt.

Aber Ihre
Zusage, dass durch Dietenbach der Flächenverbrauch in der Region massiv
reduziert wird, macht auch stutzig, Frau Viethen (Fraktionsvorsitzende der
Grünen). Uns ist noch nicht klar, woher die gigantische Masse an
Auffüllmaterial für das Dietenbachgelände, mit zigtausenden LKW-Ladungen
herangekarrt, kommen soll, wenn nicht durch Bauvorhaben im Umland. Aber Sie
haben ja noch etwas Zeit, sich das zu überlegen.

Sorge macht
uns weiterhin, wie der Bau von 6.500 Wohnungen von statten gehen soll, da doch
die Stadt oder auch die Stiftungsverwaltung bereits jetzt bei ihren
Ausschreibungen entweder keine oder völlig überteuerte Angebote bekommen.
Gleiches gilt für den privaten Hauseigentümer, der ebenfalls nur schwer
Handwerker findet. Wie soll mit diesen Voraussetzungen parallel dazu ein ganzer
Stadtteil aus dem Boden gestampft werden? Da wünschen wir mal bei diesem
Riesenbauvorhaben „Glück auf“, denn das werden Sie sicher brauchen. Wir werden
jedenfalls den Bau des neuen Stadtteils kritisch begleiten und sehr genau auf
die Einhaltung Ihrer Versprechen achten.

Noch eine
Zusatzbemerkung zum Schluss, Frau Jenkner (Fraktionsvorsitzende der CDU): Ein
uns gegenüber oft geäußertes Argument von Bürgern vor dem Bürgerentscheid war,
dass man eigentlich gegen dieses Bauen auf Teufel komm raus sei und auch gegen
den Stadtteil Dietenbach. Trotzdem werde man aber für den neuen Stadtteil
stimmen, weil man befürchtet, dass sonst andere Grünflächen wie der Mooswald,
die Dreisamauen, die Günterstäler Wiesen, die Wonnhalde-Kleingärten usw. bebaut
würden. Das zu der von Ihnen angesprochenen Bürgerentscheids-Mehrheit, Frau
Jenkner. (Es sei mal dahingestellt, ob ohne diese Ängste der Bürgerentscheid
nicht anders ausgefallen wäre.)

Wir erwarten
jetzt von Ihnen, meine Damen und Herren, dass Sie alle diese Ängste ernst
nehmen und diese potentiellen Baugebiete nun tabu sind!




Für ein „Haus der Geschichte“ in Freiburg

In der Gemeinderatsitzung am 26. Februar 2019 hat die Vorsitzende von Freiburg Lebenswert (FL) und stellvertretende Vorsitzende der Gemeinschaftsfraktion FL/FF zum Thema „NS-Doku- und Infozentrum Freiburg, Standortentscheidung zum Rotteckhaus/ehemaliges Verkehrsamt“ (Beschlussvorlage Drucksache G-19/058) folgende Rede gehalten:

Stadträtin Gerlinde Schrempp (FL)

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,

uns allen ist bewusst, dass in Freiburg ein zentraler Erinnerungs- und
Bildungsort zum Nationalsozialismus fehlt. Beim letzten Gemeindetag in Nürnberg
haben ich und natürlich auch andere Gemeinratsmitglieder gesehen, wie
eindrucksvoll die Stadt Nürnberg ihre Geschichte aufgearbeitet hat. Als
ehemalige Lehrerin konnte ich, wie das sehr genau in der Drucksache beschrieben
ist, immer wieder feststellen, dass es zunehmend schwieriger wird, Kindern und
Jugendlichen die Verbrechen des Nationalsozialismus deutlich zu machen. Deshalb
ist die Initiative, ein Haus der Geschichte – diesen Namen würde meine Fraktion
für dieses Zentrum bevorzugen – direkt in der Stadtmitte in unmittelbarer Nähe
zum Platz der Alten Synagoge zu errichten, dringend erforderlich und eigentlich
längst überfällig. Im Grunde ist es beschämend, dass das erst nach so langer
Zeit auf den Weg gebracht wird. Das Rotteckhaus als möglicher Standort wäre
auch durch diese eben beschriebene Nähe aus unserer Sicht hervorragend
geeignet. Nicht zuletzt könnten hier auch die Fundamentsteine der Synagoge
einen würdigen Platz finden.

Der Fraktion FL/FF liegt aber daran, dass dieses Zentrum sich nicht auf
den Zeitraum 1933 bis 1945 beschränkt. Gerade die Zusammenhänge zu den
Geschehnissen in der Weimarer Republik, das mangelnde Verständnis und die
mangelnden Möglichkeiten politischer Mitwirkung, die Gründe für die Zerstörung
der extrem jungen Demokratie können in 
einem solchen Haus aufgearbeitet werden. Dazu gehören auch aufgrund
heutiger Entwicklungen die Darstellung der ideologischen Erziehung Jugendlicher
und die paramilitärischen Verbände jener Zeit. Besonders wichtig heute ist die
Darstellung des Menschenbildes im Nationalsozialismus in allen seinen
furchtbaren  Ausprägungen.

In einem solchen Haus wäre der erzieherische Auftrag im Sinne politischer
Bildung, ein einprägsamer Geschichtsunterricht für alle Schularten zu
verwirklichen. Was uns auch sehr wichtig erscheint ist die Möglichkeit, in
diesem neu zu schaffenden Haus die mangelhafte oder teilweise vollständig
fehlende Aufarbeitung der NS-Verbrechen in der Nachkriegszeit endlich anzugehen.
Dazu gehört insbesondere die lange, sogar jahrzehntelange vorhandene
Kontinuität des Denkens und auch der Verbleib von Nazi-Größen in hohen und
höchsten Ämtern i9n der Verwaltung, aber auch in der Wirtschaft.

Dass die Landeszentrale für politische Bildung ebenfalls in diesem
Gebäudekomplex untergebracht werden kann, ist für uns gut vorstellbar und
wünschenswert, das liegt aber natürlich nicht in unserem Entscheidungsbereich.

Die Fraktion FL/FF stimmt dem Beschlussantrag in allen fünf Punkten sehr
gerne zu. Vielen Dank!




Bürgerentscheid war Gewinn für die Demokratie

Pressemitteilung vom 24. Februar 2019

Die parteiunabhängige und basisdemokratisch organisierte Freiburger Wählervereinigung Freiburg Lebenswert (FL), die mit drei Stadträten auch im Freiburger Gemeinderat vertreten ist, bedauert den Ausgang des Bürgerentscheids und das Wahlergebnis. Sie hatte sich (zusammen mit „Für Freiburg“) als einzige politische Gruppierung im Gemeinderat an die Seite der Kritiker des neuen Stadtteils in Dietenbach gestellt.

Gerlinde
Schrempp, Vorsitzende und Spitzenkandidatin der Wählervereinigung bewertet das
Ergebnis des Bürgerentscheids zu Dietenbach so: „Die 40% der Wähler, die den
Stadtteil bei dieser Abstimmung ablehnten, haben aber doch gezeigt, dass eine gewisse
Diskrepanz herrscht zwischen der Stadtverwaltung sowie einer großen Mehrheit im
Gemeinderat auf der einen und
einem relativ großen Teil der Bürgerschaft auf der anderen Seite. Die
mediale und finanzielle Werbe-Übermacht hat dann aber doch ihre Wirkung nicht verfehlt.“

In
jedem Fall ist Freiburg Lebenswert überzeugt, dass der Bürgerentscheid ein
Gewinn für die Demokratie gewesen ist. Er sorgte dafür, dass das Thema breit
diskutiert wurde und alle Argumente Pro und Contra zur Sprache kamen.

Es
wird sich nun zeigen, ob die vielen Versprechungen, die von den Befürwortern des
Stadtteils immer wieder genannt wurden, wirklich umgesetzt werden können, so
Freiburg Lebenswert in einer Pressemitteilung. Dies gelte vor allem für die
Finanzierung des Stadtteils und die Realisierung der 50%-Quote für sozialen
Wohnungsbau. Die Wählervereinigung, die sich unter anderem für das Stadtbild, Ökologie,
den Erhalt von Grünflächen, aber auch für bezahlbaren Wohnraum und für mehr
Bürgerbeteiligung einsetzt, hatte im Wahlkampf immer wieder betont, dass ein neuer
Stadtteil in dieser Größenordnung das Problem der hohen Mieten in Freiburg
nicht lösen, sondern es weiter verschärfen
wird. Langfristig werden durch
den neuen Stadtteil die Mieten für alle Freiburger Mieter zusätzlich steigen,
ebenso wie die Grundstückspreise für diejenigen, die in Freiburg bauen möchten.

Dr.
Wolf-Dieter Winkler, Vorsitzender der Fraktion Freiburg Lebenswert / Für
Freiburg (FL/FF) stellt fest: „Unsere Fraktion war die einzige im Gemeinderat,
die die Bedenken vieler Bürger, der Landwirte und Naturschützer ernst genommen
und gegen eine gewaltige Übermacht vertreten hat. Das Abstimmungsergebnis zeigt, dass immer noch viel zu
wenige Menschen die Warnungen des Weltklimarates vor den katastrophalen Folgen des Klimawandels
ernst nehmen, dass alles
unterlassen werden muss, was den CO2-Anstieg befördert. Allein die
hunderttausende LKW-Fahrten für Aufschüttung, Lärmschutzwall und
Regenrückhaltebecken werden die CO2-Bilanz Freiburgs massiv verschlechtern. Von
Freiburg als „Green-City“ sollten wir künftig nicht mehr reden.“

Freiburg Lebenswert e.V.
Pressesprecher: Michael Managò
E-Mail: presse@freiburg-lebenswert.de
www.freiburg-lebenswert.de

Das Dietenbach-Gelände (Foto: M. Falkner)



Kritik an der Planung moderner Vorstädte

„Warum schaffen wir es eigentlich nicht, einen Städtebau zu machen, in dem sich unsere Gesellschaft wohl fühlt?“

Das fragt Professor Christoph Mäckler, Architekt und Stadtplaner mit Weltruf, sehr kritisch nach. Er hat in Freiburg zum Beispiel den oft gelobten Umbau des Augustinermuseums verwirklicht. In einem Beitrag des MDR vom 20. Februar 2019 verbindet er diese Kritik an der modernen Architektur mit der Kritik an der Bauhaus-Tradition, die in Deutschland leider vorherrsche. Anlass ist des 100-jährige Jubiläum des Bauhauses.

So heißt es im MDR-Beitrag: „Ein Blick in die heutige
Stadt zeigt auch: Die Menschen wollen nicht in weißen Klötzen oder abweisenden
Vorstädten wohnen. Sie ziehen in gut sanierte Altbauten, bevorzugen
geschlossene Plätze und sitzen dort gern im Café. Architekt Mäckler wünscht
sich deshalb die Stilelemente zurück, die das Bauhaus ablehnte: „Wir
müssen versuchen, Elemente, die es in den Jahrhunderten vor dem Beginn des 20.
Jahrhunderts gab, wieder in unserer Architektur zurückzuerobern.“

„Quadratisch, praktisch und schlicht – so sieht Architektur heute oft aus.“

Ohne das Bauhaus wäre diese Idee nicht denkbar gewesen. Im Beitrag kommt auch der Architekturexperte Dankwart Guratzsch zu Wort. Er ist sich sicher, „dass durch die Bauweise in Satellitenstädten samt Plattenbauten viele Probleme entstehen – sowohl soziale als auch ökologische“. Bewohner würden aus der eigentlichen Stadt ausgegliedert. Dazu käme: „Die serielle Bauweise erzieht den Einzelnen zur Gleichförmigkeit und macht ihn zu einer Ameise im Stadtganzen. Der Individualismus geht verloren, der noch in der Gründerzeit in jedem einzelnen Baublock gepflegt wurde“.

Das Bauhaus habe, so Guratzsch, versucht, das Bauen zu
industrialisieren. Damit habe es aber auch die Grundlagen für anonymisiertes
Wohnen geschaffen. Er hält die traditionelle Blockbauweise aus der Gründerzeit
jedoch für viel geeigneter – „mit den untereinander verbundenen und reich
verzierten Häusern, die Wand an Wand gebaut sind“, wie er in dem MDR-Beitrag feststellt.
Wolfgang Thöner, Leiter der Sammlung der Stiftung Bauhaus, betont, dass die „Bauhaus-Idee“
ein Experiment gewesen sei. Wichtig sei es, „dass man jedes Experiment
hinterher einschätzt und die richtigen Schlussfolgerungen zieht“ – und Fehlentwicklungen
korrigiert.

Auch der Entwurf für Dietenbach sieht wieder genau so
aus, wie die Experten es kritisieren: „Einförmig, eckig und schlicht – vier
Wände, Glas, Stahl, Beton und ein Flachdach.“ Auf Mäckler wirken diese
einheitlichen Vorstädte, „in denen heute zehntausende Menschen leben, klinisch
und abweisend“.

Es lohnt sich, den Beitrag zu lesen: https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/dessau/dessau-rosslau/kritik-an-bauhaus-architektur-100.html

…und das Video anzuschauen: https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/dessau/dessau-rosslau/video-276546_zc-2080e25c_zs-a8eb16dc.html

Monotone, monströse Neubau-Luxuswohnungen im Bauhaus-Stil, in der Sebastian-Kleipp-Straße in Herdern. (foto: M. Managò)



Der grüne Sündenfall Dietenbach

Die Warnungen zum Klimawandel, zum Landverbrauch, zur
Zerstörung unserer natürlichen Ressourcen werden immer lauter. Eine
Klimakonferenz folgt der anderen und jedes Mal wird festgestellt, dass es kurz
vor 12 sei und dass man unter keinen Umständen so weitermachen dürfe. Jeder müsse
vor seiner Haustür beginnen! „Global denken und regional handeln“ lautet ein
beliebtes, richtiges und immer wieder zitiertes Motto. Und was macht Freiburg?

Sehr eindrucksvoll rief die 16 Jahre alte
Klimaaktivistin Greta Thunberg beim World Economic Forum in Davos zu sofortigen
Maßnahmen gegen den Klimawandel auf. Sie sagte: „Ich will eure Hoffnung
nicht. Ich will nicht, dass ihr hoffnungsvoll seid. Ich will, dass ihr Panik
bekommt. (…) Ich will, dass ihr handelt, als stünde das Haus in Flammen. Denn
es steht bereits in Flammen.“ Und was macht Freiburg?

Ausgerechnet und vor allem „Die Grünen“ in Freiburg wollen
die grünen Wiesen und letzten landwirtschaftlichen Flächen der Stadt überbauen,
und sie meinen allen Ernstes, das sei „ökologisch, sozial“ und der Stadtteil
habe „die Potenziale, (…) ein Reallabor für das urbane Wohnen der Zukunft zu
werden“. Dass dies alles angesichts der enormen Kosten gar nicht realisierbar
ist, wird mit ideologischen Träumereien verdrängt.

Viele Ortsverbände der Grünen in anderen Teilen
Deutschlands stehen nach wie vor zu den wahren Zielen ihrer Partei. So z.B. die
Grünen in Mülheim an der Ruhr, die in ihrem Programm formulieren: „Reaktivierung
der Innenstadt und Flächenentsiegelung und Rückbau von baulichen Leerständen.
(…) Für eine Zukunft der bäuerlichen und biologischen Landwirtschaft. Flächenverbrauch
und Zersiedelung stoppen!“ (Siehe: https://gruene-mh.de/wahlen/kommunalwahlprogramm/.)
Und die Grünen in München haben mit dem Spruch plakatiert, auf den die Grünen
in Freiburg schon sehr agressiv reagiert haben: „Grünflächen statt Luxusbeton“.

Plakat der Grünen in München 2018 (Foto: K.-H. Krawczyk)

Die Grünen in Bayern hatten bei der letzten
Landtagswahl in Bayern ihren Stimmenanteil unter anderem mit dem Argument
verdoppelt, dass der Flächenverbrauch im Land reduziert werden muss. Hier in
Freiburg sagen – auch die Grünen – das Gegenteil: Man benötige Wachstum und
müsse sich „das Land zu eigen machen“ (so die die Fraktionsvorsitzende der
Grünen im Gemeinderat, Frau Viethen, am 24.7.2018 im Gemeinderat) für Bebauung.

Dieselbe „grüne“ Frau Viethen sagte dann am 06.02.2019 auf dem Podium im Konzerthaus allen Ernstes: „Artenschutz bedeutet nicht, dass nicht mehr gebaut werden darf. (…) Ja, die Feldlerchen die dort brüten sind vom Aussterben bedroht, aber sie sind ja noch nicht verschwunden. (…) Sorry, es ist ein gefährdeter Vogel, aber er ist noch nicht tot.“ Man werde dafür vom Regierungspräsidium (mit einer ebenfalls grünen Regierungspräsidentin) eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Das sagen dieselben Grünen, die sich früher mal aus Naturschutz-Gründen gegen den Stadtteil Rieselfeld ausgesprochen hatten?!

Immer wieder fordern die Grünen zu Recht mehr
ökologische Landwirtschaft. Jeder weiß aber, dass gerade biologische
Landwirtschaft mehr Fläche benötigt und nicht weniger. Insofern ist es ein Anachronismus
zu glauben, man könne einerseits mehr Ökologie in der Landwirtschaft fordern
und andererseits den Landwirten gleichzeitig den Boden dafür wegnehmen.




Auf die Zukunft bauen – Planen, Sanieren, Wohnen im 21. Jh.

Der bekannte Autor und ehem. Fernseh-Journalist Dr. Franz Alt, der bereits am 12. Februar zu einem Vortrag in Freiburg war, wird am kommenden Dienstag, den 19. Februar um 19.30 Uhr ins Bürgerhaus Zähringen (Lameystr. 2) auf Einladung der „Bürgeraktion Rettet Dietenbach“ zu einem weiteren Vortrag mit anschließender Diskussion nach Freiburg kommen. Der Eintritt beträgt diesmal 5,- Euro, alternativ kann auch eine Spende geleistet werden.

Vorstellen muss man den Referenten wohl nicht: In 22
Sprachen sind seine Bücher übersetzt und erreichen so ein Millionenpublikum. Kaum
ein Experte hat sich im Laufe der Jahrzehnte eine solche Sachautorität erworben
wie er. Er ist in gewisser Weise zu einer „energ“ethischen Instanz
geworden. Am Beispiel der neuen Stadtteilplanung wird er am 19. Februar sein
Nachdenken über das Wachstum, unsere Erde, den Boden und das Klima vortragen.

Schon oft hat Franz Alt für eine andere Baupolitik und
eine Vision für schöpfungsgerechtes und kostengünstiges Bauen plädiert. Schon
in 20 Jahren wird, so argumentiert er, der Abriss eines herkömmlich gebauten
Hauses teurer sein als der Bau dieses Hauses. Wir müssen und werden völlig
anders bauen und wohnen lernen, meint auch der ehemalige Bundesbauminister
Klaus Töpfer. Dies, so die Voraussage, wird die Herausforderung der Zukunft
sein für Planer, Architekten, Bauherren, Ingenieure, Handwerker und Politiker.
Franz Alt zeigt auf, dass eine neue ökologische Wachsamkeit beim Bauen und
Sanieren im Einklang mit der ästhetischen Wahrnehmung und dem seelischen
Empfinden des Menschen stehen kann.

Eines der Themen, mit denen er sich vor allem in
jüngster Zeit beschäftigt hat, ist das Thema „Auf die Zukunft bauen –
Planen, sanieren, wohnen im 21. Jahrhundert“. Dabei stellt er neue
Leitbilder für das Bauen und Sanieren in der Zukunft vor und zeigt die
Vielfalt, aber auch die Kontroversen des ökologischen Bauens. Er präzisiert die
Kriterien für eine zukunftsfähige Baupolitik und macht deutlich, dass
ökologisches Bauen in vielen Fällen nicht bauen, sondern sanieren heißt. Mit
Hilfe einer Spezialkamera offenbart er, wie unglaublich energieverschwenderisch
bisher das Bauen war und belegt, dass umweltfreundliches Bauen mehrere hunderttausend
neue Arbeitsplätze schaffen kann.

Siehe auch: https://rettet-dietenbach.de/?page_id=2515

Und: http://www.sonnenseite.com/de/

Der bekannte Autor, Referent und ehem. Fernseh-Journalist Franz Alt ist zu einer „energ“ethischen Instanz geworden. (Foto: Bigi Alt)



Stadtplaner Daseking übt Kritik an der Dietenbach- Planung der Stadt

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat dem Thema Dietenbach in Ihrer Samstag-Ausgabe vom 16. Februar 2019 die ganze dritte Seite gewidmet und einen langen, relativ ausgewogenen Bericht über den Bürgerentscheid veröffentlicht. Darin hat sich auch der Architekt, Stadtplaner und frühere Leiter des Stadtplanungsamtes, Prof. Wulf Daseking, erstmals zu Wort gemeldet. Was Insider schon lange wussten, hat er hier zum ersten Mal öffentlich geäußert: Seine Kritik am geplanten Stadtteil Dietenbach und am „intransparenten“ Vorgehen der Stadt.

So schreibt die FAZ: „Er (Anm.: Wulf Daseking) hält die Berechnungen der künftigen Mietkosten für intransparent. „Wenn Sie in dem neuen Stadtviertel Bau- und Grundstückskosten von etwa 4000 Euro pro Quadratmeter haben, dann werden Sie am Ende bei einer Warmmiete für eine 100-Quadratmeter-Wohnung von 1800 Euro rauskommen“, sagt Daseking. Es sei dann die Frage, ob ein junger Wissenschaftler mit Familie die Wohnung in Dietenbach bezahlen könne. Die Stadt, fordert Daseking, müsse das noch darstellen.“

Damit bestätigt Daseking den Hauptkritikpunkt, den Freiburg Lebenswert immer wieder gegen den neuen Stadtteil vorgebracht hat: Dass in Dietenbach für die Freiburger keine preiswerte Wohnung entstehen kann, wie immer behauptet wird. Das liegt an verschiedenen Gründen, die das Bauen gerade dort besonders teuer machen. Viel zu teuer, wie nicht nur die Gegner des neuen Stadtteils meinen. Auch die Sparkasse, der Finanzbürgermeister und viele Finanzexperten halten das Projekt, vor allem aber die angestrebte 50%-Quote für geförderten, sozialen Wohnungsbau, für nicht finanzierbar.

Das heißt:  

Ein Stadtteil Dietenbach wird das Problem der hohen Mieten in Freiburg nicht lösen, sondern weiter verschärfen. Langfristig werden durch den neuen Stadtteil die Mieten für alle Freiburger Mieter zusätzlich steigen; ebenso wie die Grundstückspreise für diejenigen weiter steigen werden, die in Freiburg bauen möchten.

Siehe: https://edition.faz.net/faz-edition/politik/2019-02-16/1c628cfd94410159444bb444a23cafae/?GEPC=s9

Siehe auch: https://freiburg-lebenswert.de/dietenbach/finanzen/

Sowie:  https://freiburg-lebenswert.de/dietenbach/die-versprochene-50-sozialquote/

Laut Sudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ermöglicht teurer Neubau, angesichts der hohren Kosten, kaum bezahlbaren Wohnraum.

Siehe: https://freiburg-lebenswert.de/studie-teurer-neubau-ermoeglicht-keinen-bezahlbaren-wohnraum/




Ein „ganzer Reigen Versprechungen“

In einem sehr lesenswerten Gastbeitrag in der
Badischen Zeitung (BZ) unter dem Titel „Dietenbach ist überall“ schreibt der
Kabarettist Matthias Deutschmann darüber, ob „im Nein beim Bürgerentscheid
wirklich Freiburgs Zukunft liegt“ und stellt verschiedene Fragen. So zum
Beispiel: „Ist Dietenbach-City die Ultima Ratio im Kampf gegen
Wohnungsknappheit und steigende Mieten? Haben das Quartier Vauban oder das
Rieselfeld die Mietpreisentwicklung gedämpft?“ Und er antwortet selbst: „Nein.
Im Gegenteil.“

Und er beschreibt weiter, worum es seiner Meinung nach
tatsächlich geht: „Ob es in Dietenbach-City mit 50 Prozent Sozialwohnungen
gelingen kann (Anm.: die Mietpreisentwicklung zu dämpfen), steht am 24. Februar
nicht zur Abstimmung. Peter Unmüßig, die graue Eminenz der Freiburger
Stadtentwicklung, hält die 50-Prozent-Quote für einen „Schuss ins
Knie“ – vermutlich das eigene, denn ließe sich mit sozialem Wohnungsbau
richtig Geld verdienen, dann würde der auch boomen. Dietenbach-City ist kein
Freiburger Nothilfeprojekt, sondern erst einmal die Vermarktung von Baugrund,
schließlich soll sich der neue Stadtteil selbst finanzieren. Seit der
Finanzkrise von 2008 flieht Kapital weltweit in die Sachwerte. Freiburg ist
attraktiv und lässt sich im Regio-Kombipaket mit dem Schwarzwald und dem
Dreiländereck prima vermarkten.“

Und er stellt weiter fest: „Wie sozial, ökologisch,
nachhaltig, plusenergetisch, kinderfreundlich, seniorengerecht, inklusiv und
klimaneutral der neue Stadtteil werden kann, das entscheidet sich nicht am 24.
Februar, sondern erst später. Und zwar am Markt! Wird es dann möglich sein, den
ganzen Reigen der Versprechungen gegenüber den Investoren durchzusetzen? So
gesehen, findet dieser Bürgerentscheid zu früh statt. Hätte man nicht warten
können, bis im Mai der neue Gemeinderat gewählt wird? Das wäre durchaus
sinnvoll gewesen, denn der jetzige Rat der Stadt gibt mit 43 von 48 Stimmen für
Dietenbach-City nicht annähernd das Stimmungsbild in der Bevölkerung wieder.“

Es lohnt sich, diesen Beitrag ganz zu lesen. Siehe: http://www.badische-zeitung.de/liegt-im-nein-beim-buergerentscheid-wirklich-freiburgs-zukunft




Schlepper-Demo am 16. 2. zu Dietenbach

Anlässlich des Bürgerentscheides Dietenbach am 24.02.2019 veranstaltet die „BI Pro Landwirtschaft und Wald im Dietenbach & Regio“ am Samstag, 16.2.2019 in Freiburg die 4. Schlepper Demo mit Innenstadtrunde für Fußgänger. Treffen für Schlepperfahrer: ab 10 Uhr Friedhof Freiburg St. Georgen. Abfahrt Richtung Stadt 11 Uhr. Das Zusammen-Treffen von Schleppern und Demonstranten zu Fuß ist dann um ca. 11.45 Uhr am Platz der Alten Synagoge. Die Demo geht im Schritttempo entlang Rotteckring, Friedrichring, Kaiser-Joseph-Strasse, Bertoldstrasse bis wieder zum Platz der Alten Synagoge. Ende der Innenstadtrunde mit den Fußgängern.

Anschließend gibt es am Platz der Alten Synagoge eine Kundgebung um ca. 13 Uhr. Nach der Kundgebung endet die Veranstaltung und die Traktoren fahren wieder zurück zum Friedhof in St. Georgen bzw. verlassen nach Bedarf den Schlepper-Zug.

Unterstützt wird diese Veranstaltung vom BLHV Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband e.V. Freiburg und dem RegioBündnis Pro Landwirtschaft, Natur und ökosoziales Wohnen.

Aktuelle Infos finden Sie unter http://www.biprolandwirtschaft.de/mitmachen/

Protest gegen Enteignung und für ein Bauverbot im Dietenbach (Foto: W. Deppert)

Hier noch ein paar Hintergrund Infos der BI Pro
Landwirtschaft:

„Die BI kämpft
für den Erhalt von allen regionaler Ackerflächen in und rund um Freiburg:
aktuell sind in Freiburg Dietenbach 130 ha bestes Ackerland, Wald und Wiesen
durch den geplanten neuen Stadtteil bedroht. Aber laut Perspektivplan hat die
Stadt auch schon ein Auge auf weitere Agrarflächen geworfen, nämlich in
Tuniberg – bester Lößboden für unseren Weinbau und wertvolle Ackerflächen.

Die regionale
Landwirtschaft will Jeder haben, aber wenn ihr uns Landwirten und Winzer die
Flächen wegnehmt haben wir keine Chance diese zu erhalten! In 2010 war die
Freiburger Umweltpolitik noch eine ganz andere: man las, dass „unbebaute Fläche
ist eine Ressource ist, die jedoch täglich in erschreckendem Maße abschmilzt“.
Man las von „weitere negative Folgen des exzessiven Flächenverbrauchs“.
Freiburg räumte deshalb der Innenentwicklung eine absolute Priorität ein. Sie
sei „ein wesentlicher Baustein einer nachhaltigen Entwicklung“. Flächensparen
schütze den Boden.

Protest der Eigentümer und Landwirte gegen die Vernichtung der landwirtschaftlichen Flächen im Dietenbach (Foto: W. Deppert)

Und was
passiert seitdem? Gnadenloser Zugriff auf landwirtschaftliche Böden in
FR-Tiengen, Opfingen, Waltershofen und FR-Ebnet, St. Georgen, Moosacker, Haid
Süd (bis heute gibt es dort zahlreiche nicht an Gewerbe verkaufte Flächen, die
wir Landwirte hergeben mussten) sowie auf zahlreiche Kleingärten im
Stadtbereich und Waldflächen im Mooswald.

Die BI
fordert: mehr Intelligenz im Flächenmanagement, Konzentration auf Innenentwicklung
(z.B. Aufstockung- auch auf Gewerbebauten, Höher Bauen, Parkplätze überbauen),
genaue und ehrliche Bedarfsanalyse. Ein „Weiter so“ Zugriff auf die letzten Agrarflächen
darf es nicht mehr geben!“

BI Pro
Landwirtschaft und Wald im Dietenbach & Regio
Monika Falkner, Organisationsteam
Am Dorfbach 18, 79111 Freiburg
www.biprolandwirtschaft.de
Mail: landwirtschaft.dietenbach@gmail.com

Siehe auch: http://freiburg-lebenswert.de/dietenbach

Fleyer der BI Pro Landwirtschaft und Wald im Dietenbach & Regio