Nur FL/FF stimmt gegen Vernichtung der Kleingärten

Kleingärten sind als grüne Oasen für die Stadt unverzichtbar!
Kleingärten sind als grüne Oasen für die Stadt unverzichtbar!

Gegen eine große Mehrheit im Gemeinderat haben sich die vier Stadträte der Fraktion Freiburg Lebenswert / Für Freiburg als EINZIGE für den Erhalt der Kleingärten im Stühlinger ausgesprochen. Alle anderen Fraktionen, an erster Stelle die sogenannten Grünen, haben der Vernichtung dieser Grünflächen zugestimmt. Kleingärten sind  ein wichtiges Refugium für Menschen und Tiere sowie ein wichtiger Bestandteil für das Klima in der Stadt. Sie übernehmen aber auch wichtige soziale Aufgaben, gerade bei Familien mit Migrationshintergrund, die oft Betreiber der Kleingärten sind (siehe in unserem Programm: Grünflächen).

Hier die Rede von FL-Stadtrat Dr. Wolf-Dieter Winkler, die er am 10.05.2016 im Gemeinderat  zum Thema „Neue Wohnbauflächen Stühlinger West“ gehalten hat:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

die geplante Wohnbaufläche Stühlinger West ist ja die erste von angekündigt 90 potenziellen Bauflächen, die man – angeblich aus dem Perspektivplan – für Wohnbebauung entwickeln will. Insofern sollte man angesichts der Pilotfunktion dieser Fläche davon ausgehen können, dass die Verantwortlichen ganz besondere Sorgfalt walten lassen, vor allem nach der unglücklichen Vorgeschichte bei den Gutleutmatten, wo die Kleingärtner ihre Gärten sehr schnell räumen mussten, um dann verärgert zu erleben, dass man das Gelände vier Jahre lang brach liegen ließ. Doch weit gefehlt, wie folgendes Beispiel zeigt: Einer Kleingärtnerin hatte man vor rund drei Jahren einen Garten neben dem alten Technischen Rathaus angeboten. Ein halbes Jahr, nachdem sie bereits viel Arbeit investiert hatte, wurde ihr mitgeteilt, dass Ihr Garten einer von den 22 Kleingärten sei, dessen Fläche man für den Bau des Neuen Verwaltungszentrums brauche. Man bot ihr ein neues Grundstück rund 150 m weiter westlich im Zwickel zwischen Straßenbahngleisen und Sundgauallee an mit der Aufforderung, dass sie schnellstmöglich eine Hütte zu erstellen habe. Zwei Jahre später wird ihr jetzt mitgeteilt, dass ihr jetziger Garten laut Perspektivplan nun für Wohnbebauung vorgesehen sei.

Meine Damen und Herren, das ist keine langfristige Perspektivplanung, sondern eine Von-Heute-auf-Morgen-Planung. Eine solche Vorgehensweise fördert einzig und allein die immer mehr in der Stadt zu beobachtende Verdrossenheit gegenüber der städtischen Bauverwaltung und gegenüber der Kommunalpolitik.

Lassen Sie mich von diesem speziellen Beispiel auf die grundsätzliche Sinnhaftigkeit der Beseitigung  von Kleingärten des Stühlinger zugunsten von Wohnbebauung kommen. Baubürgermeister Haag hat diesbezüglich mehrmals geäußert, dass es den Kleingärtnern zuzumuten sei, weit entfernte Ersatzgärten anzunehmen. Liegen sollen diese Ersatzgärten im 3 km entfernten St. Georgen bzw. im noch weiter entfernten Hochdorf bzw. im Osten der Stadt – wo immer das auch sein mag. Ich komme mir manchmal vor wie im Film „Und ewig grüßt das Murmeltier“. Ich hatte schon mehrmals, u.a. bei der Gemeinderatssitzung im Dezember, ausgeführt, warum das keine Lösung ist. Aber ich wiederhole gerne die Argumente nochmals ausführlicher, die gegen eine Umsiedlung der Kleingärten sprechen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Erstens: Man würde in St. Georgen, Hochdorf und im Freiburger Osten vermutlich landwirtschaftliche Fläche in Anspruch nehmen müssen, die Landwirte für ihre Existenz brauchen. Man würde die Einen also umsiedeln auf Kosten der Anderen. Dies dürfte kaum für Freude unter den Beteiligten sorgen. Eventuell würde man in Hochdorf sogar Wald opfern müssen.

Zweitens: Idealerweise sollte sich ein Garten am eigenen Haus befinden. Dies ist wichtig für das tägliche Säen, Pflanzen, Gießen, Jäten, Ernten und Erholen – insbesondere für Familien mit kleinen Kindern oder für ältere Leute. Akzeptabel ist auch noch eine Kleingartenanlage unweit der eigenen Wohnung, die fußläufig oder zumindest mit dem Fahrrad schnell zu erreichen ist. Die  Kleingärtner im Stühlinger sind Bewohner des Stühlinger oder Betzenhausens, zum Beispiel aus dem Zehntsteinweg. Die Wege zu ihren Gärten sind also recht kurz, maximal wenige hundert Meter. Die Gärten liegen also noch in einer günstigen Entfernung.

Betrachten wir Drittens den Verkehr. Wenn Sie nun, Herr Baubürgermeister, die These aufstellen, dass es den Kleingärtnern zuzumuten sei, ins 3 km entfernte St. Georgen bzw. ins noch weiter entfernte Hochdorf oder Littenweiler mit dem Rad zu fahren, so verkennen Sie völlig den starken Einfluß der Weglänge zwischen Wohnung und Garten auf die Art des Transportmittels. Sie liegen mit Ihrer Radfahr-These eben nur dann richtig, wenn der Garten nah bei der Wohnung liegt. In diesem Fall werden die Kleingärtner ihren Garten sehr oft aufsuchen. Freizeitutensilien, Gartengeräte, daheim vorgezogene Pflanzen, geerntetes Obst und Gemüse usw. können bei den häufigen Besuchen in kleineren Mengen mit dem Rad transportiert werden. Je weiter jedoch ein Garten von der Wohnung entfernt ist, um so seltener wird er aufgesucht werden. Und umso mehr sammelt sich an, was transportiert werden muss. Das übersteigt schnell die Transportfähigkeit eines Fahrrades, Herr Baubürgermeister. Abgesehen davon ist eine Radstrecke durch die halbe Stadt für Kinder und ältere Leute kaum zumutbar. Kurzum: Die Beseitigung von Kleingärten im Umfeld der Wohnungen der Kleingärtner wird zwangsläufig dazu führen, dass diese Fahrten nicht mit dem Fahrrad, sondern mit dem Auto zurückgelegt werden, zumal bei langen Wegstrecken das Auto auch für das geerntete Obst und Gemüse das schonendere Transportmittel ist.

Ich spreche da übrigens aus eigener Erfahrung, denn mein Kleingarten liegt 3 km von meiner Wohnung entfernt. Und ich lege die meisten Fahrten in der Stadt mit dem Rad zurück – mit einer Ausnahme: Zu meinem Garten fahre ich aus den gerade erwähnten Transportgründen sehr oft mit dem Auto.

Also, Fazit ist: Der Auto-Verkehr wird durch eine solche Umsiedlung erheblich zunehmen. Diese Vorgehensweise widerspricht eklatant dem Perspektivplan und dem 1. Freiburger Nachhaltigkeitsbericht, in denen zur Vermeidung unnötigen Verkehrs eine Stadt der kurzen Wege zum Ziel erklärt wird!

Viertens: Es wird oft das Argument bemüht, die Kleingärtner bekommen für relativ wenig Geld von der Stadt ein Grundstück für ihre privaten Interessen zur Verfügung gestellt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn nicht nur die Kleingärtner suchen die wichtige Erholung in ihrem Garten, sondern auch viele Spaziergänger, Herr von Kageneck, erfreuen sich an den Kleingärten und machen ihre Spaziergänge gezielt in Kleingartenanlagen (Anm.: der CDU-Stadtrat forderte die Öffnung der Kleingärten für die Allgemeinheit). Kleingärtner übernehmen daher mit ihrer Arbeit kostenlos eine wichtige Funktion für die Gesamtstadt. Die Alternative dazu wären öffentliche Erholungs- und Freiflächen, die dann  mit Steuergeldern unterhalten werden müssten.

Fünftens: Viele Kleingärtner haben ihren Garten schon über viele Jahrzehnte. Sie haben dort ihre Kinder großgezogen, Gartenfeste gefeiert, kurzum viele Erinnerungen an ihren Garten. Für viele ist der Garten im Sommer ihr zweites Wohnzimmer. Und für viele, die sich keinen Urlaub leisten können, ihre Urlaubsoase. Ein hoher Anteil der Kleingärtner hat einen Migrationshintergrund. Gerade für diese Leute ist ihr Garten ihr Ein und Alles, weil sie das noch aus ihrer ursprünglichen Heimat so kennen. Nimmt man den Kleingärtnern ihren Garten weg, dann stürzt man viele in ihr persönliches Unglück, insbesondere diejenigen mit ausländischen Wurzeln. Sie alle, meine Damen und Herren, weisen im Zusammenhang mit der Flüchtlingsproblematik immer wieder darauf hin, wie wichtig eine gelungene Integration ist. In Kleingartenanlagen wird Integration gelebt – kostenlos! Wenn Sie Ihre Bekenntnisse zur gelingenden Integration, die auch heute unter TOP 11 von Ihnen mehrmals angesprochen wurde, ernst meinen, dann können Sie diese Gärten nicht guten Gewissens für Wohnbebauung opfern.

Ich möchte Sie bitten, liebe Kolleginnen und Kollegen, dies alles zu bedenken, wenn sie durch ein einfaches Hand heben hier im Saal Gartengelände zur Bebauung frei geben.

Wir sind, Herr Thoma, von Freiburger Bürgern gewählt worden und nicht von potentiellen Zuzüglern (Anm.: der Stadtrat der Grünen forderte Wohnbau für Leute, die nach FR ziehen wollen). Freiburg Lebenswert/Für Freiburg wird daher diese Vorlage, die Wohnbau auf Kosten von Kleingärten vorsieht, ablehnen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Die unsachlichen Einwürfe, die Baubürgermeister Haag und CDU-Fraktionschef Graf Kageneck daraufhin von sich gegeben haben, können nur als unverschämte Schmähungen bezeichnet werden.  Dr. Wolf-Dieter Winkler schreibt dazu in einer Mitteilung an die Mitglieder von Freiburg Lebenswert und an die Kleingärtner:

„Nach meiner Rede äußerte CDU-Stadtrat von Kageneck kritisch, dass ich mit keinem Wort die „Wohnungsnot“ erwähnt hätte. Meine Erwiderung war, dass darüber alle anderen Redner ausführlich geredet hätten, wir uns als Stimme der Kleingärtner sehen und daher das Thema Kleingärten ausführlich behandeln wollten, wozu alle anderen Redner ja nur Alibi-Argumente vorgetragen hätten.

BM Haag provozierte durch unsachliche Behauptungen, wie die, dass ich grundsätzlich gegen jede neue Bebauung sei, eine „Käseglocke“ über FR gestülpt sehen wolle und eine „Verkehrslawine“ durch Kleingärtner an die Wand male. Ich wies die Käseglocke als infame Unterstellung zurück und wies darauf hin, dass wir in den zwei Jahren, die wir jetzt im Gemeinderat sind, hunderte, wahrscheinlich sogar tausende neue Wohnungen mit den anderen Fraktionen zusammen auf den Weg gebracht hätten. Auf die Frage von OB Salomon, wo denn das gewesen sein soll, führte ich als von uns mitgetragene Beispiele mit viel Wohnungsbau Zinklern, Güterbahnhof Nord und die Baugebiete in Haslach auf. Darauf äußerten sich BM und OB nicht mehr.

Auf Anregung von FL- Stadtrat Karl-Heinz Krawczyk forderten wir namentliche Abstimmung. Wir vier Stadträte von FL/FF waren die Einzigen, die die Vorlage ablehnten.“

So kann jeder sehen, wer sich für den Erhalt des Stadtklimas, der Grünflächen und der Natur im Gemeinderat einsetzt und wer nicht. Bedauerlicherweise führt die Badische Zeitung (BZ) in Ihrer Berichterstattung am 12.05.2016  zwar die „Käseglocke“ an, aber die Antwort von Stadtrat Winkler, dass dies nicht den Tatsachen entspricht, unterschlägt sie; auch die namentliche Abstimmung erwähnt sie nicht.

Siehe: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/freiburg-macht-ernst-mit-neuen-wohnungen-stuehlinger-west-auf-dem-weg

Zum Hintergrund siehe auch: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/150-kleingaerten-muessen-wohngebaeuden-weichen

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